unterm strich
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Ein Nachzügler ist eingetroffen: In der Ausstellung „Berlin – Tokyo“ in der Neuen Nationalgalerie Berlin (siehe taz vom 15. 6.) wird ab heute der Berliner Künstler Raffael Rheinsberg ein Feld aus Computerplatinen aufbauen, die er auf einem Schrottplatz in Tokio aufgesammelt hat. Die Idee zu der 10 mal 6 Quadratmeter großen Bodenarbeit „Eine andere Welt, eine andere Zeit“ entstand, während er in Tokio in einem Wolkenkratzer wohnte und aus seinem hoch gelegenen Hotelzimmer auf die Stadt blickte: Aus dieser Höhe sah die Megapolis selbst eben schon wie jene elektronischen Teile aus, mit deren Produktion und Beschleunigung von Arbeitsprozessen man nicht zuletzt das Bild des Lebens in Japan verbindet.

Raffael Rheinsberg, 1942 geboren, liebt solche Objektfelder aus Fundstücken, die von den realen Produktionsverläufen übrig geblieben sind und ökonomische Stärken und intuitive Bilder zusammenbringen. Zwischen der Generation Fluxus und einer wiedererwachten Lust an Dokumentation und Zitat der Wirklichkeit besetzt er hartnäckig eine Position, Kulturen und Gesellschaften aus ihren Gegenständen herauszulesen. Dabei tauchen seine Werke immer tief ein in den Dunst von Handwerk, Technik, Industrie – eine arbeitsverliebte Kunst in Zeiten abnehmender Arbeit.