Fit mit Metabolit

Triathlet Jürgen Zäck verpasst den Ironman in Frankfurt am Main aus triftigem Grund: Der 40-Jährige war gedopt

FRANKFURT/MAIN taz ■ Es hätte eine gelungene Veranstaltung werden können. Der Ironman in Frankfurt war im Vorfeld zur ersten offiziellen Europameisterschaft gekürt worden, die Zuschauer strömten bei Regen am Morgen und bei schwüler Hitze am Nachmittag an die Rennstrecke, und der Ironman verlief so dramatisch wie lange nicht mehr. Doch am Abend kam die Nachricht. Der Ironmansport hat nach dem Fall Nina Kraft 2004 eine neue Dopingaffäre.

Als vergangene Woche auf der Pressekonferenz in Frankfurt die Frage nach Jürgen Zäck gestellt wurde, konnte oder wollte niemand sagen, wo der sich aufhält. Offiziell hatte es geheißen, Zäck könne wegen eines Bandscheibenvorfalls nicht an den Start gehen. Dann kam am Renntag die Meldung vom Präsidenten der Deutschen Triathlon-Union (DTU), Klaus Müller Ott: Es habe eine positive A-Probe gegeben. Die betroffene Person sei nicht beim Rennen gestartet, man könne aber noch keinen Namen nennen. Jetzt hat sich die betroffene Person selbst zu erkennen gegeben: Es ist Jürgen Zäck. Am 22. Mai war der fast 41-Jährige kontrolliert worden, am 7.Juli wurde ihm mitgeteilt, dass die A-Probe eine erhöhte Konzentration Etiocholanolon aufweist, ein Metabolit, das bei erhöhten Testosteronwerten auftritt. Zäck zog seine Teilnahme am Ironman zurück. „Das ist sehr traurig. Gerade weil der Name Zäck sehr eng verbunden ist mit dem Aufstieg des Triathlonsports“, sagte Martin Bentele, Vizepräsident der DTU. Zudem sollte Zäck nach seiner Karriere in der Nachwuchsförderung der DTU eingesetzt werden. Daraus wird wohl nichts. Andererseits sieht Bentele in dem neuen Fall einen Erfolg der 2005 eingeführten Sonderkontrollen. Die Profi-Athleten sind in einem Sonderkader organisiert und müssen ständig damit rechnen, Dopingproben abgeben zu müssen. DTU-Geschäftsführer Jörg Barion befürchtet nicht mal einen größeren Imageschaden: „Es wird immer wieder Dopingfälle geben. Das kann man heutzutage nicht verhindern.“

Zäcks langjähriger Konkurrent Thomas Hellriegel hält den Triathlonsport indes für relativ sauber: „Ich habe schon einige Rennen gewonnen, deshalb kann das Problem nicht so groß sein.“ Der Hawaii-Sieger von 1996 sieht vor allem eine Gefahr in der Kommerzialisierung: „Die Versuchung wird größer, je höher die Preisgelder werden und je mehr Sponsorenverträge locken.“ Das kann für Zäck, der mit der altbekannten Entschuldigung aufwartete, der Dopingbefund ginge auf den Verzehr eines kontaminierten Nahrungsergänzungsmittels zurück, nicht ausschlaggebend gewesen sein. Er wollte seine aktive Ironman-Karriere in Frankfurt am Sonntag beenden.

Den atmosphärischen Zieleinlauf auf dem Römerberg genossen aber nur die anderen. Als Sieger der Ironman-EM wurde Cameron Brown gefeiert. Der Neuseeländer setzte sich mit einem beeindruckenden Schluss-Marathon nach 8:13:39 vor Timo Bracht durch. „Erst auf den letzten 500 Metern war ich mir sicher, dass ich gewinnen werde. Erst dann konnte ich die super Stimmung genießen“, kommentierte Brown den harten Kampf. Lange Zeit hatte es so ausgesehen, als würde es für den 34-Jährigen auch diesmal, wie schon dreimal zuvor, nur zum zweiten Platz in Frankfurter reichen. Denn Timo Bracht lieferte ein mutiges Rennen ab und lag bis drei Kilometer vorm Ziel in Front. Beim Wechsel von den Rad- in die Laufschuhe betrug der Abstand von Cameron Brown fünf Minuten auf Timo Bracht. Der Führende an der zweiten Wechselmarke hieß Normann Stadler, doch der war angeschlagen. Der Titelverteidiger war im Platzregen auf der Radstrecke schwer gestürzt. Nur unter größten Anstrengungen erreichte Stadler als Elfter das Ziel. Im Ziel sagte er dann: „Wieder einer weniger. Wir kriegen sie alle.“ Gemeint war Jürgen Zäck, der Altmeister unter den Dreikämpfern. BASTIAN HENRICHS