Die Oberschule schreitet voran

SCHULJAHRESBEGINN Die Zahl der Schüler geht zurück, die Zahl der Lehrer bleibt, damit es mehr Förderunterricht geben kann. Ganztagsschule wird zur Regel

Das Konzept Oberschule beendet in Bremen 30 Jahre sozialdemokratischer Stufenschul-Politik: In den 70er Jahren wurde das tradierte Schulsystem zerschlagen. Haupt- und Realschüler sollten mit den Gymnasiasten unter einem Dach beschult werden.

■ Die neu gegründeten Schulzentren sollten gymnasiale Oberstufen mit der Berufsschule verbinden. In der Sekundarstufe 1 waren Haupt-, Real-Schüler und Gymnasiasten unter einem Dach.

■ Die Oberschule soll nun – neben den acht Gymnasien – eine Schule für Alle werden.

In den öffentlichen Schulen in Bremen starten an diesem Donnerstag 48.665 Kinder ins neue Schuljahr. Das sind rund 1.000 weniger als 2009. Freiwerdende Lehrerkapazitäten könnten für Verbesserungen und Entlastungen genutzt werden, erklärte Schulsenatorin Renate Jürgens-Pieper (SPD) gestern. Sie hatte zur Pressekonferenz anlässlich des ersten großen Schrittes zur Umsetzung ihrer 2009 beschlossenen Schulreform geladen. In Bremen soll es nach vier Jahren Grundschule nur noch acht Gymnasien und ansonsten Oberschulen geben. Die Gymnasien führen in der Regel nach acht Jahren zum Abitur, dem Gymnasium Obervieland ist auch ein neunjähriges Curriculum erlaubt. An den Oberschulen können alle Abschlüsse gemacht werden. Zudem sollen dort behinderte und nichtbehinderte Kinder künftig gemeinsam lernen (vgl. Bericht Seite 24).

Für 4.115 SchülerInnen stand im Sommer die Frage an, auf welchen Schultyp sie nach der vierten Klasse gehen sollten. 60 Prozent der Eltern entschieden sich für eine Oberschule, 35 Prozent für ein Gymnasium, fünf Prozent wählten für ihre Kinder eine der verbliebenen Sekundarschulen. In einzelnen Stadtteilen gab es im Frühjahr große Elternproteste, weil das Angebot vor Ort nicht ausreichend war und angebotene Plätze in anderen Stadtteilen als unzumutbar abgelehnt wurden. Mit vier zusätzlichen Klassenverbänden hat die Behörde ein zusätzliches stadtteilnahes Angebot geschaffen.

Stolz berichtete die Senatorin auch über die zunehmende Zahl von Ganztagsschulen. 18 Grund- und 28 Oberschulen haben inzwischen ein Ganztagsangebot. Alle Gymnasien sollen auch mit Mensen ausgestattet werden – die von der Kultusministerkonferenz vorgeschriebene Stundentafel lässt sich nur mit Nachmittagsunterricht erfüllen. Eine gute Nachricht konnte die Senatorin zum Hermann-Böse-Gymnasium weitergeben: Diese Schule kann in Zukunft das international anerkannte IB-Abitur anbieten, das „International Baccalaureat Diploma“.

Um den Bedarf an Lehrkräften erfüllen zu können, will die Bildungsbehörde eine Werbekampagne unter dem Titel „gesucht! Lehrkraft für Bremen“ starten. Für Mängelfächer wie Spanisch, Physik und Chemie wird um Quereinsteiger geworben.

Es soll auch flächendeckend Eine Hochbegabtenförderung geben in Bremen – organisatorisch angebunden an die sonderpädagogischen Förderzentren, die in der neuen Struktur zu Zentren für unterstützende Pädagogik (Zup) werden. kawe