Das Lied ist immer da

Verbittert sei er nicht, sagt Wolfhagen Sobirey. Er hat zwar schwer auf den Putz gehauen in den letzten Tagen und erbost den Vorsitz des Hamburgischen Landesmusikrats niedergelegt, aber schließlich hat der 72-jährige Germanist und Musikpädagoge noch anderes zu tun, als sich zu grämen. Singprojekte mit Schulkindern organisieren zum Beispiel. Zum ersten Mal nach Bayreuth fahren. Und all das mit Musik untermalen.

Ja, er singt beinahe ständig seine eigene Hintergrundmusik. Arbeitet er mit Kindern, summt er deren Lieder. Denkt er an die Bayreuth-Reise, intoniert er Wagner-Arien. Das überrascht nicht: Sobirey hat Gesang studiert, und auch wenn er nicht Profi wurde – „dazu waren meine innere Ruhe und mein Talent nicht groß genug“ – ist das Lied immer da. „Manchmal im Alltag“, sagt er, „frage ich mich plötzlich, ob ich in diesen Klangwelten lebe oder in der Realität.“

In dieser Realität jedenfalls ist er nun als langjähriger Chef des Hamburger Landesmusikrats zurückgetreten – weil Sponsoren und Kulturbehörde seinen „Tag der Musik“ immer weniger fördern wollten. Dieses Event hatte der langjährige Jugendmusikschul-Chef Sobirey als jährliche, über die ganze Stadt verteilte Laienveranstaltung erdacht. Und Laien, sagt er, seien doch der Humus des Musiklebens. „So etwas muss ein sozialdemokratischer Senat wie der Hamburger doch fördern!“

Weil die Kultursenatorin eben das aber nicht mehr will und stattdessen eine diffuse „andere Ausrichtung“ wünscht, ist Sobirey eben gegangen. Er vermutet, dass der Senat mehr Publikum, mehr Professionalität, mehr Glanz wünscht – aber das sei nicht Sinn einer solchen Basisarbeit.

Die bedeute vielmehr, gezielt Kinder und Jugendliche an Musik heranzuführen, auch an die Klassik. Wenn man dabei die richtige Didaktik anwende, sei das gar nicht schwer, sagt Sobirey. „Das ist wie eine Sprache, die man lernen muss.“ Eine, die, zugegeben, ein bisschen komplexer sei als die der Popmusik.  PS