DIE WERBEPAUSE
: Inszenierter Skandal

Was man für Geld nicht alles macht. Das fragte sich, wer Seite 8 der gestrigen taz aufschlug. Der türkische Unternehmer-Verein Müsiad warb dort ganzseitig „für die Fortführung und Konsolidierung des Wachstums und der Stabilität in der Türkei“. In dem öffentlichen Appell, der eher wie ein Begleit-Pamphlet zum Deutschland-Besuch des türkischen Premiers Recep Tayyip Erdogan daherkam, war die Rede von einem „inszenierten Korruptionsskandal“, der den wirtschaftlichen Aufschwung des Landes hemme. Stopp. Wie bitte? Zehn türkische Minister mussten Ende 2013 ihr Amt niederlegen, weil sie nachweislich knietief in Korruptionsfällen im Immobiliensektor steckten oder mit iranischen Geschäftsleuten Öl gegen Gold verschoben. Fingiert scheint da nicht der Skandal, sondern eher die „revolutionären Reformen“ der Erdogan-Regierung, von denen da im Appell weiterhin die Rede ist. Die sollen nämlich jahrzehntelang dauernde „Krisen und Verfeindungen“ befriedet haben. Als Hauptwirtschaftspartner (EU) solle man doch bitte „differenziert und sachlich“ bleiben und auf „antidemokratische Eingriffe“ künftig verzichten. Die Belehrung nahm die taz dankend an. (Die türkischen Goldbarren auch.) FAY