LESERINNENBRIEFE
:

Staatsgeldgierige Bauernlobby

■ betr.: „Bayern die Biomasse, den Kielern ihre Mühlen“, taz vom 31. 1. 14

In ganz Deutschland sind viele Bauern daran, Weiden und Wiesen umzubrechen und Mais für hochsubventioniertes Biogas anzubauen. Diese Landwirte dürfen plötzlich alles vergessen, was sie beruflich über Bodengüte und Artenvielfalt wissen, und outen sich sogar als „Energiewirte“. Für sie gibt es offenbar kein besseres Geschäft auf dem Acker, als mit relativ wenig Arbeit und viel Verbraucher- und Steuerzahlergeld das ganze Land vollzupflastern mit Maisfeldern, die für Kleintiere, Vögel und Wiesenblumen fast flächendeckend das Ende bedeuten und die Vielfältigkeit unserer Landschaften zerstören. Wenn nun offenbar die Bundesregierung die Förderung dieses ökologischen Kahlschlags etwas reduzieren will und sich für die Erhaltung der Artenvielfalt einsetzt, tauchen ausgerechnet die Bayern auf und wollen ihr ach so gottgesegnetes Land außerhalb von Stachus, Neuschwanstein und Zugspitze als profitable Maiswüste erhalten und sogar noch weiter abwickeln.

Hoffentlich knickt die GroKo nicht vor der staatsgeldgierigen Bauernlobby ein, sondern setzt deutschlandweit ein Zeichen gegen diesen umstrittenen Bereich der Stromgewinnung und gegen die abartige Verödung der deutschen Landschaften durch subventionierte unendliche Monokulturen. DIETER SCHWARZ, Schwerin

Friedensschaffende Methoden

■ betr.: „Der Schlafwandler von Schloss Bellevue“, taz vom 3. 2. 14

Deutschland soll also mehr Verantwortung übernehmen, wünschen sich die USA und auch europäische Länder, denn Deutschland sei wirtschaftlich und politisch stark. Die Wünsche, die auch schon mal Forderungen genannt werden können, klingen berechtigt. Denn was soll aus Europa und der westlichen Wertegemeinschaft werden, wenn nicht die Starken den Schwachen helfen und ihren gebührenden Beitrag leisten bei den vielen Aufgaben, die sich stellen.

Warum aber denken angesichts dieser Wünsche Bundespräsident und Außenminister vor allem an diplomatische und militärische „Hilfen“? Warum wird nicht daran gedacht, dass Deutschland noch anderes anzubieten hat, wenn es um Problemlösung geht. Seit Jahren arbeiten zivile Friedensdienste an der Verbesserung von Methoden zur gewaltfreien Konfliktlösung. Dieses Know-how könnte gut anderen Ländern angeboten werden. Die Politik könnte solchen „friedensschaffenden“ Methoden auch mal eine Chance geben, ohne dass ein Erfolg garantiert werden kann; immerhin sind die „Versuche“, Konflikte mit Gewalt zu lösen, in der Vergangenheit auch nicht gerade „Erfolgsknaller“ gewesen! GEORG FRITZEN, Düren

Welche Waffen für Ed Snowden?

■ betr.: „Aufruf: Waffen für Ed Snowden“, taz vom 31. 1. 14

Für Edward Snowden persönlich oder zur Unterstützung von Anti-NSA-Kampagnen Geld zu spenden, das ist für mich einsichtig. Was ich dem Aufruf „der Mehrheit in der tageszeitung“ nicht entnehmen kann, ist, um welche Art von Waffen es sich bei dem aus Sicht der Verfasser anzustrebenden bewaffneten Kampf handeln soll. Könnte das wohl differenzierter erklärt werden? Und was ist das für ein Spendenkonto, das dort angegeben ist? Wie ist denn die Kontonummer des Unterstützerkreises von Edward Snowden? Ich finde es schade, dass nicht die Namen derjenigen, die aus der taz-Redaktion diesen Aufruf unterstützen, genannt werden. CHRISTIANE BERG, Münster

„Wir haben Steuern hinterzogen“

■ betr.: „Wir armen, reichen Steueropfer“, taz vom 4. 2. 14

Dass Alice Schwarzer in den 80er Jahren mit einem Schweizer Konto ihr Sicherheitsbedürfnis befriedigt hat, kann ich ob der politischen Verhältnisse gerade noch verstehen. Nicht verstehen kann ich jedoch, dass sie sich erst 30 Jahre später angezeigt und dann auch noch selber veröffentlicht hat, dass sich ihr „versteuertes Geld“ quasi von allein vervielfacht habe.

Sie war halt für mich immer mehr oder weniger moralisch integer. Das wäre sie sogar geblieben, wenn sie offensiv auf Spendenbasis die ganzen 30 Jahre versteuert und zum Beispiel mit Hoeneß eine Kampagne „Wir haben hinterzogen – Schluss mit Steuerhinterziehung“ aufgezogen hätte, mit der der Staat aufgerufen wird, für Steuergerechtigkeit zu sorgen, indem er Schlupflöcher stopft, ein sinnvolles Steuerabkommen mit der Schweiz abschließt, diverse Doppelbesteuerungsabkommen deutlich korrigiert und Gewinnabschöpfung und Strafen bei Zuwiderhandlung einführt, auch bei Selbstanzeige. Und wenn sie zum Beispiel ihre nun legalisierten Steuerhinterziehungsgewinne Organisationen, die das derzeitige, ungerechte und insbesondere für arbeitende Mütter ungerechte Steuerrecht ändern wollen, gespendet hätte. Das hätte nicht nur wahre Einsicht bewiesen, sondern sogar Witz und Klasse! ANDREA KORNAK, Ratingen

Steuerwunderland

■ betr.: „Das Konto war ein Fehler“, taz vom 3. 2. 14

Die über Jahre massiv mit Steuergeldern geförderte Bundesverdienstkreuzträgerin Alice ist unserem Wunderland aus der Verjährungszeit auch jetzt noch moralisch eine Summe schuldig, von der ihrer Klientel locker mindestens zwei Kindertagesstätten gebaut werden könnten. Dies Verbrechen prangert der Unterzeichner an, der sie jenseits davon für ihre früheren Verdienste durchaus bewundert und schätzt. ALBRECHT THÖNE, Schwalmstadt