„Immerhin in der Akademie“

Eine Ausstellung für den schillernden Kurt Hiller

■ im Brotberuf Warenplaner, ist 2. Vorsitzender der Kurt-Hiller-Gesellschaft und gibt die Schriftenreihe heraus. Foto: privat

taz: Schämt sich Hamburg seines früheren Bürgers Kurt Hiller, Herr Lützenburg?

Harald Lützenburg: Meines Wissens nicht. Er war immerhin Mitglied der Akademie der Künste und hat hier den neuen sozialistischen Bund gegründet.

In Berlin gibt es immerhin einen Park, der an ihn erinnert. In Hamburg gab es vor der Ausstellung nichts.

Das stimmt. Es kommt auf die Initiativen an, die man da unternimmt.

Woran ist denn vor allem zu erinnern – an den Pazifisten Hiller, den Sozialisten, den Vorkämpfer für Homosexuelle?

Mir scheint das Wichtigste, dass er ein bedeutender Zeitzeuge des 20. Jahrhunderts war, der etliche Schriftsteller, Wissenschaftler und Maler gekannt und mit ihnen gearbeitet hat. Am bekanntesten war er wohl als Autor der Weltbühne in den 20er Jahren, den größten praktischen Erfolg hatte er als Jurist mit der Liberalisierung des Sexualstrafrechts.

Warum hat man Hiller nach 1945 so schnell vergessen?

Vielleicht hatte man Berührungsängste mit den Exilanten. Aber Hiller musste als Jude und Homosexueller einfach vor den Nazis fliehen. Wobei: Er hat im Jahr 1947 noch eine große Rede in Hamburg gehalten, die Rowohlt in 50.000er Auflage herausgebracht hat. Da forderte Hiller einen geistigen Neuaufbau in einem demokratischen, freiheitlichen Land. INTERVIEW: GRÄ

Ausstellung „Der Weltverbesserer Kurt Hiller“: Mo–Fr 9–21 Uhr, Sa/So 10–21 Uhr, Staats-und Universitätsbibliothek, Von-Melle-Park 3; bis 26. 9.