„Kein Neutrum“

DEMO Ein ehemaliger Stern-Journalist spricht auf einer Mahnwache über Atomwaffen und -kraftwerke

■ war Undercover-Rechercheur, Reporter und Nahost-Korrespondent für den Stern.

taz: Für JournalistInnen gilt im Allgemeinen der Grundsatz, man solle sich nicht gemein machen, auch nicht mit einer guten Sache ...

Gerhard Kromschröder: Dem stimme ich nicht zu.

Warum?

Ich erwarte, dass ein Journalist Stellung bezieht. Er ist aus meiner Sicht kein Neutrum, deswegen teile ich den Satz, der dem früheren Tagesthemen-Moderator Hans-Joachim Friedrichs zugeschrieben wird, nicht. Die Frage ist: Mit wem man sich unter Umständen gemein macht. Nie mit den Oberen, nie mit dem Militär, das ist meine Devise. Ich habe auch immer eher aus der Sicht der Kriegsopfer berichtet als aus der Perspektive des Feldherrn-Hügels oder der sogenannten „embedded journalists“. Ich empfehle auch jedem, sich nicht aufs Militär zu verlassen. Manche Journalisten lassen sich ja aber auch ganz gerne benutzen. Und das Militär hat erkannt, dass die Heimatfront unglaublich wichtig ist für die Stimmung in einem Land.

Sie sprechen unter dem Titel „Hiroshima mahnt: Atomwaffen abschaffen – Atomkraftwerke auch“. Das ist ein sehr weites Feld.

Das ist richtig. Und wir leben ja in einem Land, dass sich im Krieg befindet, da werde ich sicher auch was zu Afghanistan sagen.

Gehört das alles zusammen?

Nicht unbedingt. Mir geht es vor allem darum, wie versucht wird, uns zu verarschen, indem man „Kriege“ Friedensmissionen nennt. Die Bombe, die auf Hiroshima fiel, hieß ja auch „Little Boy“. Und nukleare Endlager sind „Entsorgungsparks“. Wir müssen aufpassen, dass man uns nicht Dinge unterjubelt, indem man sie umbenennt. Interview: mnz

12 Uhr, Marktplatz