Daniél Kretschmar hört auf den Sound der Stadt

Die unter dem Begriff der Gentrifizierung bekannt gewordene Verdrängung alteingesessener Milieus im Rahmen der Umgestaltung der Stadt ist schon eine ambivalente Sache. Es ist ja nichts einzuwenden gegen den Zuzug von Klubs, Galerien, Cafés und dergleichen. Nur leider sind diese Vorboten einer Teuerung im Wohnumfeld – mit bekannten Folgen. Einfach so anhalten lässt sich dieser Prozess nicht, ist er einmal in Gang gekommen, die avantgardistische Karawane aus KünstlerInnen und StudentInnen zieht schließlich weiter, um den nächsten Bezirk aufzuwerten. Wer mal so einen richtig positiven Gentrifizierungsschub unterstützen möchte, kann ja am Samstagmittag nach Marzahn aufs Roof-Gelände fahren und dem Punkfestival „Resist to Exist“ beiwohnen. Das Line-up und eine Anfahrtsbeschreibung finden sich unter www.resisttoexist.de. Abends dann gibt es Gelegenheit, einer gentrifizierungsresistenen Veranstaltung beizuwohnen, die einen quasi ins Vorwende-Kreuzberg zurückversetzt. In der Madonna auf der Wiener Straße tanzt ein freundliches Völkchen Alteingesessener in der sogenannten Dorfdisco zu Led Zeppelin und Donna Summer durch die Nacht. Und wer sich bei Sonnenaufgang nicht nach Hause trollen will, kann nebenan im Wild at Heart noch um ein, zwei Stunden verlängern.

Am Mittwochabend dann präsentiert einer der Pioniere des coolen Berlin, das Burger (inzwischen selbst fast ein Anachronismus in der Neuen Mitte), Billy Rückwärts, eine liebenswerte Art hochgepushter Liedermacherei, die heutzutage unter dem albernen Label „Indie-Pop“ klassifiziert wird. Termin der Woche ist jedoch am selben Abend die Record-Release-Party des Akustik-Punkers Jonny Freedom im Schokoladen, der seit einiger Zeit nun schon gegen eine permanente Räumungsdrohung kämpfen muss. Fight on!

■ Resist to Exist: Nordring 15 Sa., 12 Uhr

■ Dorfdisco: Madonna Sa., 21 Uhr

■ Billy Rückwärts: Kaffee Burger, Mi., 22 Uhr

■ Jonny Freedom: Schokoladen, Mi., 21 Uhr