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: Die K-Frage

Ein Grundprinzip für Oppositionsarbeit will die SPD in NRW jetzt beherzigen: Es ist nicht wichtig was, sondern das berichtet wird. Und weil auch schlechte Nachrichten Nachrichten sind, hat die Ex-Arbeiterpartei ihr dialektisches Erbe neu entdeckt und verwandelt Not in Tugend: Das erste Mal seit Jürgen W. Möllemann konnte sich gestern eine Oppositionspolitikerin selbst zum Thema einer gut besuchten Pressekonferenz im Landtag machen. Das Problem von Partei, das Problem von Hannelore Kraft: Es ist eben doch nicht egal, was geredet, geschrieben, gesendet wird.

KOMMENTAR VON CHRISTOPH SCHURIAN

Die SPD in NRW bleibt weiterhin tief verunsichert, daran wird auch eine anstrengend gut gelaunte Fraktionschefin nichts ändern können. Die Partei hat ihre neue Rolle im zweiten Glied weder gefunden noch angenommen. Desaströse Umfrageergebnisse für die SPD und ihre unbekannten Landespolitiker sowie launige Pressekonferenzen mögen zwar den Fokus auf den roten Patienten richten, doch sind das Krisenbegleiterscheinungen. Politiker, die keiner kennt, sind auswechselbar, aber eine Partei, die ausblutet, rasant altert, die gleichzeitig im Ruhrgebiet Stammpartei, im Land eine Alternative und im Bund ein Mitregierer sein will, wirkt matt und lahm.

An dieses Drama der betagten Volkspartei muss Hannelore Kraft wohl gedacht haben, als sie sich gestern ausgerechnet mit Jürgen Klinsmann verglich. Denn was will sie damit sagen? Dass auch auf sie niemand einen Pfifferling setzt wie weiland auf Klinsi? Dass sie, die bundesweit eher unbedeutende Landesfrau wie der ehemalige Bundestrainer die alte Tante SPD modernisieren will? Dass sie nur auf Zeit bleibt?

Nur auf Nachfrage ging es gestern um die politische Zukunft, die nächsten Wahlen. Langsamer, weit weniger forsch als ihr Vorbild verriet Kraft, erst in zwei Jahren wollen die Sozialdemokraten an Rhein und Ruhr ihren Spitzenkandidaten küren. Denn dann stellt sich auch für Frau K. die K-Frage.