KUNST

schaut sich in den Galerien von Berlin um

BRIGITTE WERNEBURG

Eine Kunstsammlung, die sich nur ums Thema Geld dreht, ist a) redundant und muss deshalb b) vor allem Warhols Dollarsiebdrucke zeigen. Denkt man – bevor man eine Führung durch die Sammlung Haupt mitmacht (Voranmeldung: 0 30-282 43 06) und dabei aus dem Staunen nicht herauskommt. Denn „Dreißig Silberlinge – Kunst und Geld“ erweist sich als unterhaltsam, anregend und belehrend, ganz wie es sich für eine Sammlung ziemt, mit der man im Alltag lebt. Von Warhol also keine Spur in den Räumen der Rechtsanwaltskanzlei von Stefan Haupt, der auf Urheberrecht spezialisiert ist. Dafür faltet der taiwanesische Künstler Ming-Wei Lee aus zehn Dollarscheinen kleine Origamifiguren (1997), Joseph Beuys schreibt mit schwarzem Filzstift auf einen Zwanzigmarkschein „Falschgeld“, was aber nur für das „Knochengeld“ zutrifft, das 1993 Prenzlauer Berg umtrieb und das A. R. Penck, Klaus Staeck, Strawalde, Carsten Nicolai und viele andere gestalteten. Mit dem Geld, so zeigt sich, hat man automatisch die Politik im Sack. Denn zu glauben, Künstler äußerten sich nur wohlwollend zum Geld, wie das Warhol tat, wäre ein Irrtum. Im Gegenteil zerrupfen und zerzupfen sie es. Malerei, Collage, Skulptur, Konzept- und Objektkunst, Fotografie, Video und Performance sind zu finden, und neben weniger geläufigen Namen wie Robert Jelinek oder Horst Hussel finden sich altgediente Heroen wie Timm Ulrichs, Öyvind Fahlström oder auch Rirkrit Tiravanija.

Ja, es sind manchmal schon die Privatsammlungen, in denen man überraschend auf Arbeiten und Künstler stößt, die erst viel später auf wichtigen Plattformen wie den großen Biennalen zu sehen sind. Schon lange vor der documenta 13 war Zanele Muholi etwa in der Walther Collection in Ulm zu sehen. Auch Jan Wentrup hat die südafrikanische Fotografin schon 2011 gezeigt. Sie nennt sich „visuelle Aktivistin“, denn über das identitätspolitische Engagement hinaus sieht sie auch ihre künstlerische Aufgabe darin, den lesbischen schwarzen Frauen in Südafrika dokumentarische Sichtbarkeit zu geben. Das ist in einem Land, in dem sie durch Vergewaltigung „geheilt“ werden sollen, nicht ohne Risiko. Die fortlaufende Schwarz-Weiß-Porträtserie „Faces and Phases“ zeigt mutige und stolze Frauen. Noch mehr aber fällt derzeit Wentrup Muholis „Beulah“-Serie ins Auge: als eine wunderbar intelligente, infame und glamouröse Abrechnung mit dem Genre des kolonialen Porträts. Scheu schauen schüchterne junge Männer in farbenfrohen Kleidern in die Kamera. Effeminiert, wild, exotisch.

■ Bis 28. Februar, Di.–Sa. 11–18 Uhr, Tempelhofer Ufer 22