HAMBURGER SZENE VON ILKA KREUTZTRÄGER
: Regenrennen

Es gießt wie aus Kübeln. Da bleibt nichts anderes, als zu rennen. Der einzig halbwegs trockene Zufluchtsort in der Nähe ist ein Hauseingang. Immerhin: Die Nacht ist recht lau und die Wartezeit auf besseres Wetter lässt sich prima mit auf die Straße schauen vertreiben.

Und es dauert nicht sehr lang, da hält ein Taxi. Ein Dunkelhaariger, Kurzbeiniger in Jeans und hellem Shirt steigt aus, schlägt die Tür zu, beugt sich kurz zum Fahrer und spurtet los. Will auch nicht nass werden der Mann. Er grinst breit in den Hauseingang als er vorbeirennt und verschwindet um die nächste Ecke.

Nach ein paar Minuten stellt der Taxifahrer den Motor aus und starrt regungslos auf die dunkle Straße. Da kommt der Fahrgast wieder angehetzt. Scheint einmal um den Block gerannt zu sein, am Hauseingang kam er jedenfalls auf dem Rückweg nicht vorbei. Am Wagen angekommen beginnt das Spiel von vorn: zum Fahrer beugen, kurz auf ihn einreden, losrennen, breit in den Hauseingang grinsen, um die nächste Ecke verschwinden.

Der Regen wird weniger, hört auf und der Taxifahrer steigt aus, schaut auf seine Uhr. Schick sieht er aus in seinem weißen Hemd und der schwarzen Anzughose. Er geht auf und ab, ums Taxi herum, kickt ein paar nasse Steinchen in den Busch. Nach 15 Minuten gibt er auf und fährt mit quietschenden Reifen davon.