„Der Eintritt war gratis“

SPORTGESCHICHTE Das Stadionbad wird 85 Jahre alt und bietet die weltweit erste Stagediving-Meisterschaft

■ ist Sporthistoriker und Autor des Standardwerkes „Mythos Weser-Stadion“.

taz: Herr Klingebiel, ohne die deutschen Schwimmmeisterschaften von 1925 hätte Bremen vermutlich kein Stadionbad. Kann man das so sagen?

Harald Klingebiel: Ich glaube schon, dass so ein äußerer Druck notwendig war. Schließlich hatte sich der Bremische Schwimmverband um die Austragung beworben, ohne über ein entsprechendes Bad zu verfügen. Mitte der 20er war bei großer wirtschaftlicher Not die Finanzierung besonders schwierig. Dann sprangen auch noch zwei der drei Vereine ab, die sich für den Bau von Weser-Stadion und Bad zusammengetan hatten. Mit allerlei finanztechnischen Tricks – nur geringen öffentlichen Mitteln – gelang dann die Fertigstellung. Der Zehnerturm aus Stahlbeton galt als erster seiner Art.

Wie sah es zuvor auf dem Gelände aus?

Ein paar Meter weiter östlich gab es die Strandbadeanstalt von Hermann Wagenbrett. Das war ein pensionierter Kapitän, der immer große Kindertrauben um sich scharte, wenn er von seinen Reisen erzählte und Eingeborenentänze vorführte. Zudem konnte man in die Flussmitte schwimmen, sich dort an die Bockschiffe hängen und eine Stück flussaufwärts ziehen lassen – obwohl das natürlich verboten war. Eine Zeit lang war der Eintritt für Bedürftige übrigens gratis.

Wie geht Bremen heute mit seiner historischen Badekultur um?

Sehr bedauerlich war die Schließung des Hallenbades am Breitenweg, das 1952 ohne Not abgerissen wurde. Auch die Umwandlung des Zentralbads am Richtweg in ein Musicaltheater war wohl keine gute Entscheidung.

Interview: HENNING BLEYL

Jubiläums-Programm im Stadionbad: z. B. Samstag, 20 Uhr, weltweit erste Stagediving-Meisterschaft. Aufgabe: Zur Musik von „Paulsrekorder“ u.a. kreativ ins Wasser springen