hört auf den Sound der Stadt

THOMAS MAUCH

Und dann ist es auch so, dass Pop, wie wir ihn kennen, doch bereits in einem fortgeschritteneren Alter ist und damit seine Geschichten hat, mit denen man sich jetzt wirklich nicht die ganze Zeit beschäftigen muss. Mit denen man sich aber durchaus beschäftigen kann – und damit vielleicht nicht mal den schlechtesten Zeitvertreib hat. Schließlich wusste es bereits das Buch „Kohelet“: Es gibt nichts Neues unter der Sonne. Und das wird, möglicherweise mit kleinen Einschränkungen, wohl gleichfalls bei den musikalischen Angelegenheiten nach Sonnenuntergang unter den Scheinwerfern gelten. Das wird also mal eine sehr geschichtsbewusste Kolumne: Da hätte man zum Beispiel Klaus Johann Grobe, ein Duo aus der Schweiz, dem man bestimmt nicht mehr erklären muss, wie es sich mit Kraftwerk verhält, bei dem unerschütterlichen Beat und dem schön schnurrenden Motor in deren Musik samt den hübsch dazwischengestreuten Kometenmelodien. Ein Krautrock in der Discozone. Ja, kann man sagen, dass man das so ähnlich bereits gehört hat, damals bei La Düsseldorf zum Beispiel. Oder es sind eben „die Dinge von Gestern im Zeitgeist von Morgen“, wie es das Duo selbst sagt. Heute am Donnerstag spielt es im Monarch (Skalitzer Str. 134, 21 Uhr).

Andere Vergangenheiten hat Der Empfang im Gepäck, eine Band aus Leipzig und Berlin, die ihre Musik raffiniert catchy als Avantgarde-Schlager etikettiert. Ist aber nicht Schlager und auch nicht Avantgarde, sondern eine herrlich aus der Fasson geratene Lounge-Musik mit schwülen Orgeleien, Unterhaltungswalzern im schweren Seegang, „La Paloma“-Stimmungen beim Absaufen. Und manchmal klingt’s, als würde eine John-Zorn-Platte als Mopedfahrerrock nachgespielt. Ach ja, gesungen wird da kein Wort. Auch am Donnerstag, im Kaffee Burger (Torstr. 58-60, 21.30 Uhr, 5 €).

Oder doch zu diesem Postrock-Gottesdienst mit Mogwai im Tempodrom (Möckernstr. 10, 20 Uhr, 34 €).

Nicht unbedingt Pop, dafür noch mehr an Geschichte: Hirtengesänge. Aus Schweden oder sonst wo aus der Welt. Traditionell und auch experimentell interpretiert von Anna Lindblom am Sonntag vor dem Mittagessen im Museum Neukölln, wo man sich dazu die „All Ladies“-Ausstellung mit fotografischen Kuh-Porträts begucken kann (Alt-Britz 81, 11.30 Uhr, 8/5 €).

Außerdem kann man ja wieder mal ins Kino gehen, nicht nur wegen der Berlinale, sondern auch zum Hörgucken von „Parallax Sounds Chicago“ – ein musikalisches Porträt der windy city, Heimat des Postrocks, von dem hier wesentliche Protagonisten zu Wort kommen. Läuft gerade im Brotfabrikkino (18 Uhr), B-Ware Ladenkino (18.30 Uhr) und Eiszeit (Do/Fr 22.15 Uhr).