Filme aus dem Archiv – frisch gesichtet v

LARS PENNING

Der Playboy als solcher hat es in heutigen Zeiten schwer: Sein Frauenbild wirkt antiquiert, seine Autos sind nicht öko, und die Faszination der deutschen Nachkriegsgesellschaft für das Nichtstun in Saint-Tropez lässt sich auch nicht mehr nachvollziehen. Der letzte Playboy, der an diesem Bild der Leichtigkeit des Seins noch festhält, ist Rolf Eden, der als Geschäftsmann und Nachtclubbesitzer einst das Promi-Leben des alten West-Berlin prägte wie kein zweiter. Bei öffentlichen Auftritten feiert der mittlerweile über 80-Jährige immer noch die Sonnenseiten des Lebens, glaubt an das Gute im Menschen und mag über Probleme nicht reden. In seinem unterhaltsamen Porträt „The Big Eden“ hat Regisseur Peter Dörfler versucht, die Oberfläche des obsessiven Selbstdarstellers zu durchdringen – und ist fündig geworden auf der Suche nach anderen Facetten eines vermeintlich nur oberflächlichen Menschen: Geschichten vom Kampf des jungen Soldaten Eden für die Staatsgründung Israels oder vom treu seine Freundschaften pflegenden Wohltäter konterkarieren in diesem Film das Bild eines Mannes, der als Partner und Vater die gesellschaftspolitischen Veränderungen seiner Zeit wiederum gern und konsequent ignoriert hat. (9. 2. Kino am Bundesplatz)

Die Magical History Tour im Arsenal-Kino widmet sich in diesem Monat dem Kammerspielfilm. Dazu gehört auch Robert Siodmaks früher Tonfilm „Abschied“ (1930), für den sich der Regisseur und sein innovativer Kameramann Eugen Schüfftan in die Dekoration einer Familienpension begaben, wo sich aus dem Durcheinander von Geschwätz, Telefonaten und Klaviermusik der Bewohner eine kleine Geschichte um die Trennung eines Paares herausbildet. Da die Kamera mit Ausnahme eines Epilogs die Pension nicht verlässt, schufen die Filmemacher im beengten Dekors ständig neue und ungewöhnliche Perspektiven: Türen eröffnen neue Räume in die Tiefe, der Vordergrund wird oftmals durch Requisiten oder Personen verstellt, die unscharf im Anschnitt zu sehen sind, und gelegentlich treten die Figuren auch in die Bildkadrage hinein oder aus ihr heraus. In einer Szene sind die Protagonisten überhaupt nicht zu sehen: Ihr Dialog kommt aus dem Off, während der Zigarettenqualm des rauchenden Pärchens langsam zur Decke steigt. (6. 2. Arsenal 2)

Ein Klassiker des surrealistischen Kinos ist „Die Milchstraße“ (1969), in dem Luis Buñuel einmal mehr seine Kritik am Katholizismus pflegt. Dazu schickt er zwei Pilger auf eine Reise nach Santiago de Compostela, bei der sie auf absurd-satirische Weise mit allerlei ketzerischen Ereignissen aus der Kirchengeschichte konfrontiert werden. (OmU, 6. 2. Lichtblick-Kino)