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Archiv-Artikel

Gehörnte Lichtbeschaffer

BIODIVERSITÄT Zum UNO-Jahr der Artenvielfalt bietet ein Hamburger Verein Ausflüge in die Lüneburger Heide an – dort lässt sich mit den Heidschnucken eine Tierart bewundern, die selbst für Biodiversität sorgt

Das Programm

Mit ihrer Veranstaltungsreihe „Hamburg ist Vielfalt“ will die Arbeitsgemeinschaft Natur- und Umweltbildung Hamburg e.V. (ANU) mehr Aufmerksamkeit für die Artenvielfalt in der Landwirtschaft wecken.

■ Von August bis Oktober können Kinder und Erwachsene 20 Veranstaltungen besuchen, wo sie unter anderem die Gelegenheit haben, Vögel zu betrachten, Kräuter zu riechen und Heidschnucken zu streicheln. Kosten: maximal sechs Euro pro Person und Veranstaltung. Das Angebot im Einzelnen:

■ Vogelvielfalt im Staatsgut Wulfsdorf: 24. August und 11. September, 10 Uhr.

■ Der offene Kräuterabend: Zwischen Tomaten und Blumenkohl – schmackhafte Wildkräuter: 6. September, 19 Uhr.

■ Heidebewirtschaftung mit Heidschnucken heute wie vor 1.000 Jahren: 19. August, 15 Uhr.

■ Die kulturellen Hintergründe soll eine Märchenstunde beleuchten: „Von Apfel-Prinzen, Schmetterlingsfeen und dummen Bauernburschen. Märchen aus der Region“, erzählt von Olaf Stein am 7., 14. und 21. September, immer 10 Uhr.

■ Mehr Informationen gibt es unter www.anu-hamburg.de

VON EMILIA SMECHOWSKI

Das Jahr 2010 ist von der UNO zum „Internationalen Jahr der Biodiversität“ ausgerufen worden –ein Appell, sich stark zu machen für diejenigen Tiere, Pflanzen und Öko-Systeme, die durch Umweltzerstörung und Artensterben bedroht sind.

Auch in Norddeutschland trägt Artenvielfalt wesentlich zur Einzigartigkeit des Lebensraumes bei. Die Arbeitsgemeinschaft Natur- und Umweltbildung Hamburg e.V. (ANU) hat das UNO-Jahr darum zum Anlass für eine Veranstaltungsreihe genommen: „Hamburg ist Vielfalt“. Von August bis Oktober können Kinder und Erwachsene verschiedene Apfelsorten kosten, Kräuter riechen – und Heidschnucken in der Lüneburger Heide streicheln.

Diese Schafsrasse hat einen ganz besonderen Nutzen in der Natur: Sie frisst die Heide kurz und verdoppelt so die Lebensdauer der Landschaft auf 60 Jahre. Außerdem befreit sie die lichtverwöhnte Vegetation von kleinen Bäumchen. „Normale Wollschafe würden die raue Heide nie berühren“, sagt die Biologin und Naturschützerin Ludmila Wieczorek, die für die Aktion „Hamburg ist Vielfalt“ Führungen mit einer Heidschnuckenherde von 320 Schafen anbietet. „Die fressen lieber das weiche Gras dazwischen.“

Warum die Anzahl aller Schafrassen in Deutschland so stark zurückgegangen ist, kann sich Wieczorek leicht erklären: „Die Schafhaltung ist einfach nicht mehr rentabel“, sagt sie. Schafe seien kein lukratives Geschäft. Im letzten Winter hätten sie 600 Kilogramm Heu am Tag gefressen. „Die Schafswolle gleicht die Kosten lange nicht aus“, sagt Wieczorek.

Zur Jahrhundertwende gab es noch 750.000 Schafe in Norddeutschland. Mittlerweile ist die Zahl auf 20.000 gesunken

Auch wenn nicht exakt messbar ist, wie viele Arten es heute weltweit gibt, so gehen Experten von etwa 15.000 Arten aus – von denen täglich etwa 130 aussterben. Die Biodiversität nimmt kontinuierlich ab, zwischen 1970 und 2000 um 40 Prozent. Das Problem wurde schon 1975 gesehen, als das Washingtoner Artenschutzübereinkommen geschlossen wurde. Mittlerweile haben es 174 Staaten unterzeichnet. Das Übereinkommen differenziert zwischen drei Graden der Bedrohung – auf Stufe eins – akut bedroht – stehen unter anderem der Tiger, der Pandabär und der Fischotter.

Die Heidschnucken sind zwar nicht unmittelbar vom Aussterben bedroht, aber sie werden weniger: Zur Jahrhundertwende gab es noch 750.000 Schafe in Norddeutschland. Mittlerweile ist die Zahl auf 20.000 gesunken.