Hisbollah-Hochburg wird heftig umkämpft

Die Schiiten-Miliz droht mit der Ausweitung ihrer Angriffe auf Ziele südlich von Haifa. Israel will Sicherheitszone

Ehud Olmert: „Wir brauchen Eingreiftruppen, die militärische Ressourcen haben“

BEIRUT/TEL AVIV dpa ■ Bei neuen Gefechten um die südlibanesische Hisbollah-Hochburg Bint Dschbeil hat die israelische Armee die höchsten Verluste an einem Tag seit Beginn ihrer Offensive vor zwei Wochen erlitten. Nach Angaben aus libanesischen Sicherheitskreisen wurden gestern neun israelische Soldaten getötet und mehr als 20 verletzt. Aus Israel, wo Berichte über getötete Soldaten der Zensur unterliegen, gab es zunächst keine Angaben.

Israel setzte den Aufmarsch an seiner Nordgrenze gestern fort. Es seien zusätzliche Truppen verlegt worden, beobachtete ein Journalist. Israelische Medien berichteten, eine Eliteeinheit sei östlich von Bint Dschbeil in Stellung gegangen, um weitere Dörfer anzugreifen, die bisher unter Kontrolle der Hisbollah stehen.

„Unsere Kämpfer führen einen Guerillakrieg. Sie kommen aus dem Untergrund, aus engen Straßen, Häusern und Fenstern“, sagte ein Hisbollah-Vertreter in Beirut zu Lage in Bint Dschbeil. „Es gibt heftige Schießereien.“ Die israelische Armee teilte mit, sie habe weiter keine vollständige Kontrolle über die Stadt, die am Vortag als bereits eingenommen bezeichnet worden war.

Unterdessen flog Israel mindestens 47 Luftangriffe auf den Süden Libanons. Die Hisbollah feuerte erneut Raketen auf den Norden Israels ab. Der seit Beginn der Kämpfe untergetauchte Hisbollah-Führer Hassan Nasrallah drohte in der Nacht mit Angriffen auf israelische Ziele südlich von Haifa. In einer aufgezeichneten Rede, die der von der Hisbollah betriebene Fernsehsender al-Manar in der Nacht zum Mittwoch ausstrahlte, sprach Nasrallah von dem, „was nach Haifa kommt“. Die Hafenstadt wird seit Beginn der israelischen Luftangriffe von der Miliz der proiranischen Schiiten-Bewegung täglich mit Raketen angegriffen. Die israelische Tageszeitung Ma’ariv berichtete gestern, Generalstabschef Dan Haluz habe der israelischen Luftwaffe befohlen, nach jedem Hisbollah-Angriff auf Haifa zehn Häuser in der libanesischen Hauptstadt Beirut zu zerstören. Haifa wird seit Beginn der israelischen Luftangriffe von der Miliz der proiranischen Schiitenbewegung täglich mit Raketen angegriffen.

Im Kampf gegen die Hisbollah will Israel auf der libanesischen Seite der gemeinsamen Grenze eine zwei Kilometer breite „Sicherheitszone“ einrichten. Dieses Gebiet solle bis zu einem Eintreffen internationaler Truppen gehalten werden, zitierten israelische Medien Ministerpräsident Ehud Olmert. Er habe seinen Ruf nach einer Friedenstruppe für das Grenzgebiet wiederholt. „Wir brauchen internationale Eingreiftruppen, die militärische Ressourcen haben und reagieren und eingreifen können“, sagte Olmert. Auf den Zeitpunkt für eine mögliche Waffenruhe wollte er sich nicht festlegen. „Jetzt ist die Zeit, mit aller Gewalt vorzugehen“, wurde er zitiert.