SYLVESTERS SOULBROTHERS: Innere Männerwerte
Was haben wir ihn geliebt, vergöttert, verehrt. Eingeweihte kennen die Legende, dass der letzte Tag des Jahres nur seinetwegen den Namen Silvester trägt. Hauptsache, es knallt! „Sly“, wie wir ihn liebevoll nennen dürfen, ist im August in Berlin gelandet, um die Detonation seines neuesten Machwerks „The Expendables“ in den Kinos zu kommentieren.
Klar hat Stallone diesmal wieder das Drehbuch geschrieben, die Hauptrolle gespielt und Regie geführt. Als er den Raum betritt, spannen sich die Oberkörper der anwesenden männlichen Journalisten zum Gruß. Dann legt Stallone los. Er habe echte „Superheros“ für den Film gewinnen können. Kerle, die ihre Stunts noch selber machen. Kerle wie Jason Statham und Dolph Lundgren, die Sly in die Hauptstadt mitgebracht hat. Kerle, gegen die die beiden in den Saalecken platzierten Sicherheitsbeamten wie Hutständer wirken.
Stallone trägt ein pinkfarbenes Hemd. Wahrscheinlich war es mal weiß und die unzähligen Kunstblutspritzer auf John Rambos Brust haben abgefärbt. Nachdem er den Wunsch eines Tätowierers nach einem Autogramm auf den Unterschenkel wohlwollend aufgenommen hat, passiert es: Eine Kollegin fragt, welche Tipps die drei Actionhelden denn für die Männer in Sachen Coolness hätten.
Stallone erzählt von den vielen schönen Menschen auf der Welt und den wenigen Stars unter ihnen. Dann sagt er mit seiner tiefen brüchigen Stimme etwas, das all die von Väterzeit und Genderdebatten geplagten Männerseelen in Berlin und im Rest der Welt einst retten wird: „It’s not about beauty, it’s about soul.“ In den Augen der anwesenden Herren blitzen Tränen. Sie kündigen das Versprechen an, am 31. Dezember die Raketen nur für Stallone in den Himmel zu schießen. Damit er sich daran erinnert, mindestens eine Fortsetzung von „The Expendables“ zu drehen. JAN SCHEPER
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