Die kleine Wortkunde

Ein Medikament für das Volk, angepriesen mit nur einer möglichen Nebenwirkung: Verstopfung. Eine Sensation – daher auch der Name Heroin (griech. „heros“, Held). Am 26. Juni 1896 entwickelte der deutsche Pharmakonzern Bayer die halbsynthetische Arznei als Ersatz für die damals gängigen Schmerzmittel Opium und Morphium.

Das Medikament wurde bis 1931 von Bayer vermarktet und von Ärzten bei über 40 Indikationen, wie Husten, Kopfschmerz oder Bluthochdruck, verschrieben. Es spende Ruhe, Selbstzufriedenheit und unterdrücke Sorgen und Ängste, wie eine warme Decke, die sich über die Seele legt. Irgendwann kam man darauf, dass das Zeug ziemlich abhängig macht. Seit 1971 nun ist das Diamorphin in Deutschland gesetzlich verboten.

Konsumiert wird Heroin trotzdem, vornehmlich intravenös (fixen, drücken, pushen), selten auch intranasal (schniefen, ziehen) oder oral (Verschwendung). Während der Gebrauch in Deutschland seit Jahren sinkt, ist Heroin heute wieder eine Alltagsdroge in Amerika. Nach Angaben der Drogenbehörde SAMHSA hängen wohl 669.000 Amerikaner an der Nadel, fast doppelt so viele wie 2007. Im amerikanischen Pittsburgh verkaufte ein mittlerweile festgenommener Mitarbeiter kürzlich noch Heroin im Happy Meal als „Spielzeug“. Elvis Presley, Kurt Cobain, Janis Joplin und Philip Seymour Hoffman waren prominente Konsumenten, bis sie an einer Überdosis starben. Eine deutsche Erfolgsgeschichte: von der Sensation zur wohl gefährlichsten Droge der Welt. FMP