frey in der schusslinie
: Hurra, ein neuer Theaterskandal

Eigentlich hat Bremen sein Sommerthema doch schon gefunden: Die Absage der Vision-Parade, über die man sich auch bundesweit das Maul zerreißt – zu hübsch ist der konstruierte Antagonismus zwischen schutzbedürftiger Klassik und wild wummernder Jugendkultur. Der „Weser-Kurier“ jedoch zaubert mir nichts dir nichts noch ein Thema aus dem großen Sommerloch-Hut: einen „Wirbel um Intendanten-Vertrag“.

Kommentar von Henning Bleyl

Gemeint sind die 200.000 Euro, mit denen Hans-Joachim Frey seine künftige Arbeit am Goetheplatz plant, inklusive eines umfangreichen Personalwechsels. Ein völlig normaler Vorgang – abgesehen davon, dass dieser Vorbereitungsetat kein Extra-Topf ist, sondern zu Lasten des aktuellen Theaterhaushalts geht. Amtsinhaber Klaus Pierwoß hat sich darüber bereits vor etlichen Monaten zu Recht aufgeregt, wobei fairerweise gesagt werden muss, dass Spielzeitvorbereitungskosten auch ohne Intendantenwechsel anfallen.

Warum also macht der „Weser-Kurier“ jetzt „Wirbel“? Weil er damit seiner internen Logik folgt: Man kann nicht derart viele Schüsse gegen das Theater und seinen Chef abfeuern, um dann dem designierten Neuen keinen mitzugeben. Jetzt also hat Frey sein „Abzocker“-Etikett weg. Man lernt: Markus Müller, der in Oldenburg kurz vor seiner ersten Spielzeit steht, hat diese offenbar kostenlos vorbereitet. Gleiches galt ganz bestimmt für Simone Young als neuer Chefin der Hamburgischen Staatsoper.