Christian Görlitz
: Der Film-Psychologe

Seelische Konflikte, die kennt Christian Görlitz gut. Bei dem kürzlich ausgestrahlten TV-Film „Die Verlorenen“ zum Beispiel sucht die Protagonistin Halt in einer Sekte, nachdem sie als Jugendliche von einem katholischen Priester missbraucht worden war. Der Sektenguru fordert sie auf, an einem Kreuzzug gegen die Kirche teilzunehmen. Die junge Frau allerdings merkt, dass ihr Meister auch in den eigenen Reihen keine Gnade kennt, außerdem merkt sie, dass sie nicht in der Lage ist, einen Menschen zu töten – und beginnt eine halsbrecherische Flucht.

„Mich interessierte vor allem die Frage: Wie weit kann und will ein Mensch in Glaubensverwirrung gehen?“, sagt Regisseur Christian Görlitz. Der Hamburger, Jahrgang 1944, studierte zunächst Psychologie und fing mit 30 Jahren an, Filme zu machen und Drehbücher zu schreiben. Seitdem hat er diverse Auszeichnungen bekommen, darunter auch den Adolf-Grimme-Preis. Nun verfilmt er das Buch „Fleisch ist mein Gemüse“, und das Projekt läuft seitens der Filmförderung schon mal gut an: 450.000 Euro wird Görlitz von der Filmförderung Hamburg erhalten, weitere 360.299 Euro kommen von der Filmfördergesellschaft Nordmedia der Länder Niedersachsen und Bremen.

Sein Psychologie-Studium, sagt Görlitz, beeinflusse ihn beim Filmemachen „überhaupt nicht – oder total. Wie soll man wissen, woher was kommt, was einem beim Filmemachen alles durch den Kopf geht?“ Figuren mit Kontur kommen in jedem Fall bei Görlitz‘ Arbeiten heraus, solche, die unter anderen Josef Bierbichler, Jürgen Vogel und Christiane Paul gespielt haben. Görlitz erzählt eben Geschichten: „Wie wir Menschen mit uns und mit anderen umgehen, ist sicher eine zentrale Frage, die mich seit Studienzeiten umtreibt.“

Heinz Strunks Roman „Fleisch ist mein Gemüse“ spielt nun in Hamburg-Harburg, da, wo die Provinz beginnt und mit ihr ein Paralleluniversum aus Schützenfesten und Ü-30-Partys. Erzählt wird die Geschichte eines 23-Jährigen, der sein Geld als Party-Musiker verdient und ständig scheitert: an den Frauen, der Karriere, den Bandkollegen. Das Genre lautet: Tragikomödie. kli