Volkswagen schlägt zurück

Die Korruptionsaffäre um den Autozulieferer Faurecia wird schon als „zweiter VW-Skandal“ gehandelt. Der Autobauer sieht sich jedoch als Opfer und erstattet Anzeige

HANNOVER taz ■ Die Volkswagen AG kämpft verzweifelt um ihren guten Ruf. Anlass ist die Schmiergeldaffäre um den französischen Autozulieferer Faurecia. Dieser soll Mitarbeiter deutscher Autokonzerne dafür bezahlt haben, dass sie Aufträge bevorzugt an den Hersteller von Autositzen und Dieselpartikelfiltern vergaben. Auch zwei VW- und ein Audi-Mitarbeiter sollen kassiert haben. VW hat nun Anzeige bei der ermittelnden Staatsanwaltschaft in Frankfurt erstattet. Und zwar ganz pauschal: Die Anzeige richtet sich „gegen alle möglichen zum Nachteil der Volkswagen Aktiengesellschaft handelnden Personen wegen aller in Betracht kommenden Straftaten“.

In einem Brief an den Mutterkonzern des Zulieferers, den Peugeot- und Citroen-Hersteller PSA, legt VW-Chef Bernd Pischetsrieder nahe, Faurecia-Chef Pierre Levi zu entlassen. Mit Levi werde VW keine Geschäfte mehr machen, schreibt er. Faurecia zählt zu den zehn größten Autozulieferern der Welt. Das Unternehmen ist zu 70 Prozent im Besitz von PSA, dem schärfsten Konkurrenten von VW in Europa.

Die Frankfurter Staatsanwaltschaft ermittelt gegen insgesamt 20 Beschuldigte, die geschmiert oder die Hand aufgehalten haben sollen. Neben Mitarbeitern von VW, Audi und Faurecia zählten auch Angestellte eines weiteren Zulieferers zu den Verdächtigen, sagte der Sprecher der Behörde, Thomas Bechtel. Auch Levi soll über die Schmiergeldzahlungen informiert gewesen sein. Mehrfach verlautete aus Justizkreisen, dass auch gegen ihn ermittelt werde. Bechtel wollte das gestern jedoch weiterhin weder bestätigen noch dementieren. Er stellte lediglich in Aussicht, diese Frage am heutigen Freitag zu beantworten. Das Zahlen von Schmiergeldern sei in Frankreich genauso strafbar wie in Deutschland, sagte er.

Nach Angaben von Bechtel zahlte Faurecia bereits seit 1998 Bestechungsgelder an Einkäufer deutscher Automobilunternehmen. Zuletzt hatten dabei jährlich zwischen 600.000 und 800.000 Euro den Besitzer gewechselt. Ein Faurecia- und ein Audi-Mitarbeiter sitzen bereits in Untersuchungshaft.

Faurecia spielt auch in den Ermittlungen der Münchner Staatsanwaltschaft gegen einen früheren BMW-Einkaufschef eine Rolle. Dieser soll eingeräumt haben, von sechs Zulieferern Schmiergelder bekommen zu haben – auch von Faurecia.

Bei Volkswagen sieht man das größte Problem darin, dass die Bestechungsaffäre in der Öffentlichkeit als zweiter VW-Skandal gehandelt werden könnte. VW-Chef Pischetsrieder jedenfalls will „mit aller Härte gegen die wenigen schwarzen Schafe vorgehen, die mit teils hoher krimineller Energie dem Unternehmen wirtschaftliche Nachteile zufügen“. JÜRGEN VOGES