„Es ist fünf nach zwölf“

ABFALL Eine Bürgerinitiative debattiert über „Vermüllung und Chaos am Werdersee“

■ ist Sprecher der Initiative „Rettet den Werdersee“.

taz: Ist das Problem des Mülls am Werdersee nicht seit Jahrzehnten dasselbe?

Gerhard Bomhoff: Vor 50 Jahren hat die Presse hier auch schon darüber berichtet. Aber in den letzten fünf Jahren ist es richtig schlimm geworden. Der Werdersee verkommt zu einer Partymeile, wo richtig viel Müll anfällt, der nicht entsorgt wird und werden kann. Das kann auch nicht die Aufgabe der Stadt sein.

Ist es am Werdersee schlimmer als anderswo?

Es gibt natürlich mehrere Orte in Bremen, die dieses Problem haben. Aber hier gibt es einen Sandstrand, wo Kinder baden.

Sie sagen: Der Werdersee sei ein „rechtsfreier Raum“. Das stimmt aber nicht. Müll abladen ist da auch verboten.

Es wird nur nicht geahndet. Jeder kann am Werdersee tun und unterlassen, was er will.

Laut Umweltressort gibt es zu wenig Polizei für die Kontrolle.

Die Reviere werden geschlossen, das Geld geht für andere Sachen weg und für diese Aufgabe ist dann keines mehr da. Das kann keine Entschuldigung sein. Vor kurzem mussten binnen vier Stunden 30 Menschen mit Schnittwunden behandelt werden. Die einzelnen Beamten können natürlich nichts dafür, die tun mir leid. Viele Jugendliche haben auch keinen Respekt mehr vor der Polizei. Wobei: Nicht nur die Jugendlichen, die ihren Müll liegen lassen.

Was fordern Sie konkret?

Die vorhandenen Gesetze müssen durchgesetzt werden. Wenn sie nicht angewandt werden, brauchen wir sie auch nicht. Wenn dieser Müll im Bürgerpark wäre, würde das ganz anders laufen. Für uns ist es fünf nach zwölf. Als Sofortmaßnahme fordern wir, dass Einweggrills von öffentlichem Grund und Boden verschwinden.

Was erwarten Sie vom Runden Tisch, zu dem sich Betroffene am Donnerstag treffen?

Eine Menge. Und im Prinzip sind wir uns ja einig. Interview: mnz

20 Uhr, Zionsgemeinde, Kornstr. 31