„Überraschte Lehrerinnen“

FACHTAG Die Grünen wollen Brücken zwischen Kita und Grundschule bauen und hören Expertinnen an

■ 36, ist wissenschaftliche Mitarbeiterin im Arbeitsgebiet Elementar- und Grundschulpädagogik an der Universität Bremen.

taz: Frau Wenzel-Langer, wie verzahnt sind Kindergarten und Grundschule in Bremen?

Diana Wenzel-Langer: Das ist an vielen Orten schon weit fortgeschritten, aber es ist nicht flächendeckend. Wie eng Kindergarten und Grundschule zusammenarbeiten, hat viel damit zu tun, wie nah die Einrichtungen beieinander liegen und ob es Kooperationen nur auf Leitungsebene gibt, also nur eine personelle und keine institutionelle Verzahnung.

Wie sieht die in der Praxis aus?

Es gibt zum Beispiel gegenseitige Besuche. Wobei es meistens so aussieht, dass Kindergartenkinder und Erzieherinnen die Schule besuchen und nicht umgekehrt. Das ist aber genau so wichtig, damit die Lehrerinnen auch wissen, was im Kindergarten überhaupt passiert. Ich höre sehr oft, dass die dann überrascht sind, was im Kindergarten schon alles stattfindet, was die zum Beispiel an Mathematik machen.

Was gibt es noch für Kooperationen?

Gemeinsame Fortbildungen sowie Elterngespräche mit Lehrerin und Erzieherin sind ganz wichtig.

Finden die denn auf Augenhöhe statt? Erzieherinnen und Lehrerinnen werden ja nun sehr unterschiedlich ausgebildet und bezahlt.

Das ist natürlich das Ziel, aber Sie haben recht, es funktioniert noch nicht immer. Das hat aber, wie ich gerade sagte, viel damit zu tun, dass Schule häufig gar nicht weiß, was die Fachkräfte im Kindergarten leisten. Gut wäre es, wenn Elementarpädagoginnen, wie sie bei uns an der Universität ausgebildet werden, verstärkt in multiprofessionellen Teams eingesetzt würden.

Und entsprechend ihrer Qualifikation bezahlt würden.

Stimmt. Andere Bundesländer machen das. Die rufen sogar bei uns an und fragen nach Elementarpädagoginnen.

Den Fachtag gibt es heute nur, weil es eine Aufteilung in Kindergarten und Grundschule gibt. Was wegen des fixen Einschulungsdatums unter anderem dazu führt, dass manche Kinder zu früh in die Schule kommen und andere zu spät.

Ja. Es gibt in Bremen nur eine Grundschule, die auch zum Februar einschult. Der Traum wäre natürlich eine einzige Institution, das würde auch das flexible Lernen ermöglichen. Kinder entwickeln ihre Fähigkeiten ja sehr unterschiedlich. Das heißt, ein Kind kann in Mathematik schon sehr weit sein, braucht aber vielleicht in anderen Bereichen noch etwas anderes, was eher einem Kindergartenkind entspricht.  INTERVIEW: EIB

8.30 Uhr bis 17 Uhr, Haus der Bürgerschaft, Festsaal