Hafenbahn wird notoperiert

Nachdem sie mit dem Zaunpfahl auf die Missstände aufmerksam gemacht wurde, saniert die Hafenbehörde das marode Schienennetz im Hafen. Der wachsende Güterverkehr setzt den Gleisen zu

von Nele Leubner

Die Hamburg Port Authority (HPA) saniert die marode Hafenbahn. Wie das ehemalige Amt für Strom- und Hafenbau mitteilte, sind die schlimmsten Engpässe bereits beseitigt. Außer bei der Überquerung der Niedernfelder Brücken müssten die Züge nirgends mehr langsamer fahren. Als nächsten Schritt hat die Port Authority angekündigt, die Bahnhöfe flott zu machen.

Erst danach, im kommenden Jahr, startet die Port Authority das eigentliche Grundsanierungsprogramm. „Es gibt positive Signale vom Senat, dass das finanziert wird“, sagte HPA-Direktor Hans-Peter Dücker bei einer Veranstaltung von Hafen Hamburg Marketing. Das erwartete Wachstum im Containerverkehr soll mit einem Ausbauprogramm ab 2011 in Angriff genommen werden. An dem Masterplan dafür wird gearbeitet.

Der Sanierungsstau bei der Hafenbahn hatte einige ihrer Nutzer im Frühjahr zu massiven Protesten veranlasst. Anfang des Jahres konnten die Güterzüge im Hamburger Hafengebiet aufgrund der zum Teil maroden Gleise nur noch zehn Stundenkilometer schnell fahren. Zudem waren im Bereich Alte Süderelbe und Hohe Schaar ganze Gleisabschnitte gesperrt. Die Normalgeschwindigkeit der Züge im Hafen beträgt 25 Stundenkilometer.

„Die Verfügbarkeit der Infrastruktur der Hafenbahn Hamburg ist derzeit desolat“, hieß es in einer internen „Sprachregelung zur Situation im Hamburger Hafen“ des Unternehmen Stinnes Logistics. „Massive Leistungseinschränkungen, die einen erheblichen Rückstau von Containern und Zügen aus dem Hafen verursachen“, seien die Folge.

Die Deutsche Bahn teilte mit, sie sei nicht länger bereit, die Verspätungen hinzunehmen. Ihr Tochterunternehmen Railion versuchte die Schwäche des Gleisnetzes auszugleichen, indem es mehr Rangierloks und mehr Personal einsetzte. Railion entschuldigte sich bei seinen Kunden für die Zustände.

Nach den Protesten im Mai hat die Hamburg Port Authority die schlechtesten Stellen des Streckennetzes mit einer Finanzspritze des Senats von 6 Millionen Euro notdürftig ausbessern lassen. Seitdem kann im Hafengebiet wieder mit 25 Kilometern die Stunde gefahren werden.

Mit weiteren sechs Millionen Euro versucht die HPA gerade die Bahnhöfe Alte Süderelbe, Waltershof und Mühlenwerder flott zu kriegen. „Dieses Jahr werden ungefähr 40 Weichen ausgetauscht und sechs bis zehn Gleiskilometer ersetzt“, sagt Christiane Kuhrt, Pressesprecherin der HPA. Allein die Materialkosten nehmen einen beachtlichen Teil des Geldes in Anspruch: Eine Weiche kostet neu um die 20.000 Euro. Dazu kommen noch 30.000 Euro für den Einbau, also insgesamt 50.000 Euro. Eine Weiche hält 40 Jahre.

Die Belastung der mittlerweile 40 Jahre alten Schienen war in den vergangenen Jahren aufgrund des hohen Aufkommens an Güterverkehr extrem hoch. Der Containerumschlag im Hafen ist seit 1999 mit zweistelligen Raten gewachsen. Im vergangenen Jahr haben 1,5 Millionen Standardcontainer den Hafen über die Hafenbahn verlassen. Derzeit fahren allein durch den Rangierbahnhof Waltershof am Tag durchschnittlich 86 Züge. Das Gleisnetz nutzte sich rasant ab und wurde nicht schnell genug erneuert. Die Folge: das Tempo musste gedrosselt werden.

Für die Jahre 2007 bis 2010 plant die HPA ein Grundsanierungsprogramm. Dessen Schwerpunkte sollen die Bahnhöfe Hohe Schaar und Hamburg Süd sein. Die Kosten der Maßnahmen belaufen sich auf rund 50 Millionen Euro.

Doch die HPA rechnet in Zukunft mit noch mehr Verkehr und Veränderungen im Zuge des Containerbooms, auf die sie den Hafen vorbereiten will. „ Die Züge werden länger. Dies bedeutet, dass die Bahnhöfe im Gegensatz zu früher weniger Rangierleistung und viele so genannte „Parkplätze“ als Pufferzone brauchen“, sagt Hans-Walter Fuchs, Eisenbahnbetriebsleiter der HPA.

Im Spätherbst soll laut HPA zudem ein Masterplan vorgestellt werden, der sich mit den längerfristigen strukturellen Veränderungen des Hafengebietes befasst. Diese sollen eine Erhöhung der Transportleistungen im Hafen wie auch auf den Strecken der Bahn bewirken. Die HPA erarbeitet diesen Masterplan, der Grundlage für weitere Investitionsentscheidungen sein soll, gemeinsam mit der Bahn.

Die HPA ist dabei für die Infrastruktur, die Planung von neuen Strecken sowie den Bau einer Brücke über die Süderelbe verantwortlich. Die Bahn kümmert sich um die Organisation, die Züge und das Personal.

Einen Problemfall, der dabei gelöst werden soll, stellt die Kattwykbrücke dar. Laut Fuchs ist die Kattwykbrücke „ein maßgeblicher Engpass“, der „umgehend entlastet werden sollte“. Die viel befahrene Brücke wird als Knotenpunkt im Hafenverkehr täglich von rund 80 Zügen überquert. „Dies wird sich mit dem ausgebauten Streckennetz ändern“, verspricht Kuhrt.