Aufklärungsquote unbekannt

BRANDANSCHLÄGE Innenbehörde weiß wenig über angezündete Autos. SPD wirft dem designierten Bürgermeister Christoph Ahlhaus (CDU) Untätigkeit vor

Keine Luxuskarossen: Bei der Mehrheit der in Flammen aufgegangenen Fahrzeuge handelt es sich nicht um brandneue Edelkarossen – meist brannten ältere Mittelklassefahrzeuge aus.

Kein Versicherungsschutz: Laut SPD verweigerten einzelne Versicherungen den Geschädigten die Schadenserstattung mit dem Hinweis auf „innere Unruhen“. Die aber habe es in Hamburg nicht gegeben, kontert der Senat.

Keine Fahndungserfolge: Trotz Sonderkommandos und Hubschraubereinsatz wurden die Täter fast nie dingfest gemacht.

Die Antwort fiel knapp aus. Wie oft, so wollten die SPD-Bürgerschaftsabgeordneten Thomas Böwer und Andreas Dressel vom Senat in einer kleinen Anfrage wissen, es in der ersten Hälfte des laufenden Jahres Brandanschläge auf Kraftfahrzeuge gegeben habe. Wie viele Taten aufgeklärt worden seien, interessierte die Parlamentarier, zudem die Höhe der Schäden und wer dafür aufkomme.

Beantworten aber konnte die federführende Innenbehörde nur die Frage nach der Zahl der Brandanschläge auf Autos – 92 waren es seit Jahresbeginn. Selbst die Zahl der ausgebrannten Fahrzeuge bleibt sie schuldig. So wird etwa die Zahl der „Taten“ für Hummelsbüttel mit „zwei“ beziffert, obwohl im vergangenen April dort in einer einzigen Nacht sechs abgestellte Pkws den Flammen zum Opfer fielen. Zum Vergleich: Vergangenes Jahr gingen insgesamt rund 150 Autos in Flammen auf.

Die anderen von den Abgeordneten erfragten Daten liefert die Behörde nicht. Sie sind laut Antwort „nicht besonders statistisch erfasst“, liegen ihr „nicht vor“, können in der für die Beantwortung „zur Verfügung stehenden Zeit“ nicht aufbereitet werden oder aber „der Senat hat sich hiermit nicht befasst“.

„Der neue Bürgermeister sollte seinem neuen Innensenator dringend anraten, sich diesem Problem endlich zu widmen, denn unter dem bisherigen Amtsinhaber ist offensichtlich nichts passiert“, zielt ein von den Wissenslücken sichtlich genervter Thomas Böwer in Richtung von Noch-Innensenator Christoph Ahlhaus (CDU).

SPD-Mann Böwer spielt dabei auf die im vergangenen April eingerichtete Sonderkommission „Florian“ zur Aufklärung der Brandserie an. Die hat bislang laut Medienberichten zwar mehrere Einbrecher und Fahrraddiebe, aber nur in einem einzigen Fall potentielle Auto-Brandstifter ermittelt. Mit der lückenhaften Antwort will Böwer sich nicht zufrieden geben. „Wir werden dem Senat bald erneut die Gelegenheit geben, unsere Fragen zu beantworten“, kündigt der SPD-Sozialexperte eine Nachfolge-Anfrage an.

Immerhin listet die Antwort erstmals detailliert auf, in welchen Hamburger Stadtteilen wie viele Fahrzeuge in Flammen standen. Spitzenreiter sind danach Schnelsen mit sechs, sowie Harvestehude, Eppendorf und Lohbrügge mit jeweils vier ausgebrannten PKWs. Die Hamburger Nobel-Viertel in den Walddörfern und rund um Nienstedten und Blankenese verzeichnen hingegen keinen einzigen Brandanschlag. MARCO CARINI