Solange Radfunktionäre Doper schützen, wird sich nichts ändern
: Vom System korrumpiert

Der internationale Radsportverband UCI sieht in der Entlarvung des amerikanischen Radprofis Floyd Landis den Beleg für effektive Dopingkontrollen und erfolgreichen Kampf gegen den Betrug. Das ist das gute Recht der UCI, nur leider stimmt an der Verlautbarung wenig. Der Verband tut sich nicht gerade hervor in der Bekämpfung des grassierenden Medikamentenmissbrauchs. Die Kontrollen sind eigentlich nur noch dazu da, die Öffentlichkeit zu beruhigen – nach dem Motto: Schaut her, nur 0,6 Prozent aller Dopingproben sind positiv; alles ist in bester Ordnung.

Die UCI sieht sich als Interessenvertretung der Profis und schützt die Persönlichkeitsrechte der Pedaleure auch da, wo Transparenz angebracht wäre. Mit diesem Verband an der Spitze des Radsports ist es nur schwer möglich, die Szene von Quacksalbern, Dopingärzten und einem Geist zu befreien, der das Peloton flächendeckend infiziert hat. Wer nicht mit großer Naivität geschlagen ist, der weiß, dass der Radsport von einer Dopingpandemie heimgesucht wird, dass ausgeklügelte pharmakologische Tricks und Kniffe angewandt und die Kontrolleure nach allen Regeln der Vertuschung gefoppt werden.

Das hat seit Jahrzehnten Tradition, wie auch die Doppelmoral der Beteiligten, die von der Pharmaleistungsschau wissen, aber nach außen von Sauberkeit sprechen. Es ist eine Menge versucht worden, den Radsport zu kurieren. Die Kontrollen wurden verschärft. Nicht nur Urin, sondern auch Blut wurde gezapft. Der Ermittlungsdruck ist erheblich gewachsen. Es gab Razzien und Gerichtsurteile. Der Staat hat sich in die Belange des Sports eingemischt. Die Presse hat sich an Hintermänner herangewagt und Dopingaufklärung betrieben. Und was hat das alles gebracht?

Die radelnde Apotheke zieht Jahr für Jahr über die Landstraßen, als wäre nichts geschehen. Seit 1960 sind nur drei Toursieger nicht mit Doping in Berührung gekommen. Die Öffentlichkeit hatte gehofft, dass der streng religiös erzogene Landis die Finger von Pillen, Testosteronpflastern und Spritzen lassen würde. Der Radsport hat freilich noch jeden korrumpiert, wohl auch den Mennonitensohn. MARKUS VÖLKER