Das Haus der Demokratie

Ob Amnesty International, Bürgerbegehren Klimaschutz oder Initiative gegen das Chipkartensystem, für alle ist das Haus das Demokratie und Menschenrechte ein Bezugspunkt ihrer politischen Arbeit

Über 50 Initiativen und Gruppen teilen sich die Räumlichkeiten in der Greifswalder Straße 4, die der Stiftung Haus der Demokratie und Menschenrechte gehört. „Wir bieten Raum für die politische Arbeit der Gruppen, die das Haus nutzen“, resümierte Susanne Rohland, die in der Stiftung für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig ist, in einem Gespräch mit der taz. Die Stiftung kümmere sich zunächst um die Verwaltung und die Instandhaltung des Hauses: Wände müssen hin und wieder gestrichen und Fußböden erneuert, Heizkessel ersetzt und Wasserschäden repariert werden. „Alles Dinge, die auch gemacht werden müssen“, erklärte Rohland.

Soweit es die Kapazitäten erlauben, leiste die Stiftung aber auch politische Arbeit. Sie wurde Ende 1991 von den Gründungsorganisationen des damaligen Berliner Hauses der Demokratie – „dem“ Arbeitsort der DDR-Opposition – ins Leben gerufen. Die Stiftung blieb aber zunächst bedeutungslos. Erst als die Oppositionsgruppen die ehemalige Pschorr-Brauerei in der Friedrichstraße, die ihnen auf Beschluss des Zentralen Runden Tischs 1989 von der SED/PDS zur Verfügung gestellt wurde, räumen mussten, wurde die Stiftung wichtig. Sie ermöglichte den Kauf des neuen Gebäudes in der Greifswalder Straße und ist nun Eigentümerin des Hauses.

Die Forderungen der Oppositionsgruppen von 1989 hält man an der Greifswalder Straße immer noch für aktuell. So setze sich die Stiftung für den Ausstieg aus der Kernkraft, für Abrüstung und den Stopp des Sozialabbaus ein. „Man muss sich für seine Interessen engagieren, wenn man was erreichen will“, sagte Rohland.

Von den Initiativen aus der Wendezeit ist übrigens nur noch die „Grüne Liga“ tatsächlich im Haus aktiv. Die „Initiative für eine Vereinigte Linke“ bezahlt noch ein Büro, das Neue Forum kommt manchmal für Veranstaltungen.

Die neuen Gruppen, die nach und nach in die Greifswalder Straße gezogen sind, setzen sich nach wie vor mit Themen wie Rassismus, den Menschenrechten und der nachhaltigen Entwicklung im Energie- und Sozialbereich auseinander.

Die Stiftung wird ehrenamtlich von einem zweiköpfigen Vorstand geleitet, der wiederum von einem Kuratorium bestellt wird. Das Kuratorium besteht aus 12 Personen: 6 werden von Gruppen aus dem Haus entsandt, 6 sind sogenannten „Weltbürger“ - Einzelpersonen, die in irgendeiner Weise einen Bezug zum Haus haben und sich deshalb für die Arbeit zur Verfügung stellen. Wenn Ersatz nötig wird, werden im Kuratorium Vorschläge gesammelt, über die dann abgestimmt wird.

Die Zeiten, in der Prominente wie Renate Künast oder Hildegard Hamm-Brücher im Kuratorium saßen, sind allerdings vorbei: „Es ist Alltag eingezogen“, meinte Rohland.

Ein Schwerpunkt der Stiftungsarbeit liegt in der politischen Bildung. Für Schulklassen organisierte die Stiftung den Projekttag „Krieg ist kein Kinderspiel“ und unterstützte die Initiative „Schule ohne Rassismus“ mit einem Aktionstag, der sich mit dem erstarkenden Nationalismus nach der Wiedervereinigung auseinandersetzte.

Zurzeit plant die Stiftung einen Bildungsbaustein, der sich mit dem Vergleich verschiedener diktatorischer Systeme befassen soll. „Beim Vergleich der Nazidiktatur mit anderen Diktaturen besteht immer die Gefahr, die Verbrechen der Nazis zu verharmlosen“, sagte Rohland. Dazu sollen Gemeinsamkeiten wie Unterschiede zwischen den Regierungen Stalins, Francos, Hitlers und der SED diskutiert werden.

Jeden Herbst organisiert die Stiftung seit 2007 regelmäßig die Ausstellung „Der kurze Herbst der Utopie“. Die Ausstellung gibt einen Überblick über die heiße Phase in der DDR nach den Kommunalwahlen im Mai 1989 bis zu den letzten Volkskammerwahlen im März 1990.

Für Menschen, die etwas für das Haus tun wollen, bietet die Stiftung an, sich ehrenamtlich zu engagieren oder Geld zu spenden. Ansonsten gilt, was auch die vielen Organisationen an dem Haus schätzen: Es ist ein guter Ort, politisch Gleich- oder Ähnlichgesinnte zu treffen, mit ihnen zu diskutieren und sich zu vernetzen. LUKAS DUBRO Infos im Netz: www.hausderdemokratie.de