Europaticket: 25.000 Euro

JUSTIZ Prozessauftakt gegen mutmaßliche Schleuser: Angeklagte sagen nichts

Elf Männer und Frauen, die als Mitglieder einer internationalen Schleuserbande angeklagt sind, haben zu Prozessbeginn vor dem Landgericht die Aussage verweigert. Die Angeklagten im Alter von 21 bis 50 Jahren sollen in unterschiedlicher Beteiligung in illegale Schleusungen zahlreicher Vietnamesen verstrickt sein. Drei Angeklagte, darunter der mutmaßliche Organisator, sitzen in Untersuchungshaft. Im Februar war den Fahndern ein Schlag gegen die Bande gelungen. An dem Großeinsatz in Berlin, Brandenburg und Sachsen waren 250 Beamte beteiligt.

Vietnamesen, die aus ihrer Heimat nach Europa gebracht wurden, mussten bis zu 25.000 Euro pro Person zahlen. Ihre Familien hatten sich nach Erkenntnissen der Polizei oft verschuldet, um die Reise zu finanzieren. Als Tatzeitraum hat die Staatsanwaltschaft November 2008 bis Februar 2010 ermittelt. Die Angeklagten, neun von ihnen selbst Vietnamesen, sollen von Berlin aus operiert haben. Berlin gilt laut Anklage als Drehscheibe derartiger Schleusungen. Ziel der illegalen Auswanderer ist laut der Staatsanwaltschaft Großbritannien, ein Traumland für Vietnamesen. Sie hoffen, dort Geld mit dem Anbau von Cannabis zu verdienen.

Zwischenstation in Tschechien

Der 50-jährige Hauptangeklagte soll die Schleusungen federführend organisiert und Vietnamesen in seiner Berliner Wohnung beherbergt haben. Einem auch aus Vietnam stammenden 21-Jährigen wird ein ähnlicher Tatbeitrag vorgeworfen. Andere Angeklagte sollen Vietnamesen nach ihrer Zwischenstation aus Tschechien mit dem Auto abgeholt und nach Berlin geschmuggelt oder weiter nach Frankreich transportiert haben. Eine der beiden Frauen soll Autos angemietet und außerdem gedolmetscht haben. (dpa)