Computer für Kamerun

ENGAGEMENT Thomas Bayee sammelt alte Computer und bringt sie in sein Heimatland Kamerun. Das ist für einen Hartz-IV-Empfänger zu teuer – ein Verein soll nun mit Partys das Transportgeld erwirtschaften

Die Schulden von mehreren tausend Euro zahlt er in zweistelligen Beträgen ab

Mit einem Kellerraum allein kommt er nicht mehr aus: Thomas Bayee braucht mittlerweile zwei, und keinen davon kann er mehr als einen Schritt weit betreten – denn ohne jeden Zwischenraum stapeln sich dort Kisten und Kartons bis unter die Decke. Im Keller unter seiner Wohnung sammelt der Weddinger Computer, Drucker, Bildschirme und was ihm Spender sonst noch zur Verfügung stellen. Die Geräte schickt der 36-Jährige nach Kamerun: Von dort kam er selbst vor neun Jahren nach Berlin.

Bayee zeigt Fotos von seiner letzten Reise: Computer für Schulen und Unis brachte er dabei im vergangenen Sommer in sein afrikanisches Heimatland mit. Die Bilder zeigen Kinder in blau-weißen Schuluniformen, die Lieder für den Gast aus Deutschland singen. Und Bayee würde gern noch viel mehr tun für das Land an der afrikanischen Westküste, das 35 Jahre lang deutsche Kolonie war. Von einer langen Liste liest er vor, welche Probleme er notiert hat, bei deren Lösung Kamerun dringend Hilfe braucht: „Alphabetisierung, Wasserversorgung, Umweltschutz, das Gesundheitswesen, Schulen“ – Bayees Aufzählung klingt wie das Zehnjahresprogramm einer ambitionierten Regierung.

Dass er das nicht alles angehen kann, macht ihm sichtlich zu schaffen. Dabei hat Bayee schon mit seinen Computerspenden eine Menge eigene Probleme. Das Sammeln gebrauchter Hardware ist zwar nicht schwer. Schulen, Privatleute, manche Betriebe stellen ihm gern ausgemusterte Computer zur Verfügung. Die aber nach Kamerun zu bringen, das kostet dann eine ganze Menge Geld. Bayee bezieht Hartz IV. Die Schulden von mehreren tausend Euro, die er mit seiner letzten Reise gemacht hat, zahlt er geduldig in zweistelligen Beträgen ab.

Dabei hätten ihm, erzählt der engagierte junge Mann traurig, Verwandte in Kamerun schon Vorwürfe gemacht: „Sie können nicht verstehen, dass ich die Computer bringe und verschenke. Sie meinen, ich könnte doch Geld dafür nehmen“, erzählt er.

Doch genau das will er nicht. Stattdessen versucht Bayee zusammen mit dem von ihm gegründeten Remix-Club mit der Organisation von Partys und „Dance Competitions“, wie zuletzt Anfang Juli im Speicher, Geld zu verdienen, um seine Hilfstransporte zu finanzieren. Eigene Räume, die der Club einst hatte, kann er längst nicht mehr bezahlen. Und öffentliche Förderung für seine Engagement bekommt Bayee nicht.

Doch Bayee bleibt optimistisch: Zurzeit macht er eine Ausbildung zum Kindergartenhelfer. Dann, so hofft er, wird er einen Arbeitsplatz finden, der ihm hilft, sein Engagement weiter zu finanzieren. Für sich selbst wünscht er sich: „Eigentlich weiter nichts.“ ALKE WIERTH