MIT KONZENTRATION AM WOCHENENDE
: Schnell ins Konzert!

ANDREAS SCHNELL

Langsam verbreitet zumindest der Konzertkalender frühlingshafte Gefühle, deutet an, dass es besser wird mit dem Angebot. Dafür müssen Sie sich allerdings entscheiden können, weil die interessanten Dinge sich ganz klassisch aufs Wochenende konzentrieren.

Am heutigen Samstagabend zum Beispiel gibt es ab 20 Uhr Extrem-Metal in der Steintor Schänke, die Ausführenden hören auf die klingenden Namen Malform und Mizanthrop. Zwei Ecken weiter spielen ab 21.30 Uhr Branka Colic und Andreas Wolfinger mit Gestatten, Projekt Schulz im Heartbreak Hotel bekannte Lieder von Johnny Cash bis Ivo Robic in neuen Bearbeitungen und Übersetzungen. Wieder nur wenige Ecken weiter steht ab 20 Uhr in der Lila Eule der Stilwüstling Reiner von Vielen auf der Bühne. Und am gleichen Abend ab 21 Uhr gibt es in der DETE zarten Songwriter-Folk von The Monotrol Kid.

Am Sonntag dort, dann ab 19.30 Uhr, ein Konzert mit Vintage Vince aus Belgien, der gar nicht so alt ist, wie seine Name suggerieren könnte. Seine Musik ist immerhin gut abgehangen: Blues, Boogie, Spirituals. Ab 20 Uhr tritt am Sonntag mit Rusconi eine der interessanteren neuen Jazz-Formationen in der Glocke auf, den Abend gestalten nebst ihnen China Moses und Raphaël Lemonnier, die dem klassischen Vokal-Jazz frönen – vielleicht weil es in der Familie liegt. China Moses ist nämlich die Tochter von Dee Dee Bridgewater.

Tim Bendzko am Mittwoch (20 Uhr, Pier 2) und Luxuslärm am Donnerstag (20 Uhr, Modernes) lassen wir links liegen und überlegen lieber, wie wir den Freitagabend verbringen. Die höchste Eisenbahn, die ab 20 Uhr im Tower zu Klavier und Gitarre mit viel Melancholie die Themen „Sehnsucht, Verlust, Weltschmerz und die Frage nach dem eigenen Ich“ umkreist, könnte man nehmen, muss man aber nicht. Es läuft eher auf die Frage hinaus: Stromgitarren – ja oder nein? Im ersten Fall geht’s in die Friese, wo wohl nicht vor 21 Uhr, eher schon gegen 21.30 Uhr The Estranged aus Portland, Oregon, und die Blank Pages aus Berlin aufspielen. Letzteren werden Wipers-Neigungen nachgesagt, was erstens zu Oregon passt und zweitens ein sympathischer Zug ist. Mit The Estranged können sie sich darüber gut einig werden, auch wenn die ihrer Musik noch einen kühlen Wave-Hauch beigeben. Ist uns eher nach dezenteren Klängen, wählen wir den Varieté-Folk von Susie Asado, hinter der sich die Sängerin Josepha Conrad verbirgt. Melancholische Meditationen über die Vergänglichkeit der Dinge – für (hell-)blaue Stunden. Gibt’s im Lagerhaus, Etage 3 ab 20 Uhr.