Andere Tierart

MUSIKKABARETT Rein altersmäßig wäre es Zeit für die Rente. Aber Georg Ringsgwandl tourt weiter

Georg Ringsgwandl lacht – glatt ein bisschen dreckig –, wenn man ihn drauf anspricht, dass er ja nun unlängst 65 geworden ist und eigentlich reif für die Rente. „Tja, das ist so, ob man’s wahrhaben will oder nicht. Aber das ist eine Kategorie, die für den normalen Angestellten ein großer Segen ist, in einem freien Beruf gehört man sozusagen zu einer anderen Tierart.“

Er selbst hat sich vor 20 Jahren für jene „andere Tierart“ entschieden, als der ausgebildete Mediziner seine Festanstellung an einem Krankenhaus zugunsten des Künstlerberufs verließ. „Damals haben alle zu mir gesagt: In ein, zwei Jahren kommst wieder und bettelst um einen festen Job. Jetzt ist es so, dass die meisten Kollegen mehr oder weniger freiwillig in den Ruhestand geschoben wurden.“

Er selbst erfreut sich dagegen einer unverminderten Produktivkraft. Begeistert erzählt er von seiner Band, die wie kaum eine andere einen funky J.-J.-Cale-Beat beherrsche. Am liebsten tritt er mal im Theater, mal auf dem Bierfest auf, schreibt Theaterstücke und Bücher und nimmt Alben auf, das jüngste mit dem sarkastischen Titel „Mehr Glanz!“ erschien im letzten Jahr. Da veröffentlichte der bekennende Agnostiker gar eine Weihnachtsgeschichte. „Das Kind vom Plattenbau“ erzählt die Geschichte der Geburt eines Kindes mit ungewisser Vaterschaft, dem am Ende die möglicherweise bizarrsten heiligen drei Könige ihre Aufwartung machen, die die Literatur kennt.

Anwandlungen von Frömmelei sind von Ringsgwandl aber nicht zu erwarten. „Meine Songs sind schon auf Beerdigungen gespielt worden. Ich bin da sehr stolz drauf, weil es nur wenige Songs gibt, die man auf einer Beerdigung erträgt.“ Sich darüber Gedanken zu machen, was bei seiner eigenen Beerdigung mal läuft, läge ihm aber fern. „Das finde ich zu affektiert. Beerdigungen gehören zu den Ereignissen, wo am meisten gelogen wird. Deswegen bin ich für äußerste Schlichtheit.“ Denn das Sterben sei nun mal „banal“.

Ansonsten hält er es mit Woody Allen, der einmal auf die Frage, ob er gern durch seine Filme unsterblich würde, antwortete, dass er lieber wirklich unsterblich wäre. ANDREAS SCHNELL

■ So + Mo, 9. + 10. 2., Hamburg, St. Pauli Theater; Di, 11. 2., Hannover, Pavillon; Mi, 12. 2., Bremen, Theater am Goetheplatz; Do, 13. 2., Oldenburg, Kulturetage; Fr, 14. 2., Bremerhaven, TiF