Weniger Krebs in Blumenthal

Neue Krebs-Statistik revidiert die vor zwei Jahren ermittelte Häufung von Krebs im Umfeld der Bremer Wollkämmerei. Überdurchschnittlich viele Krebserkrankungen gibt es, statistisch gesehen, demnach nur im Stadtteil Walle

Im Drei-Kilometer-Radius um die Bremer Wollkämmerei sind zwischen 2001 und 2003 nicht auffällig mehr Menschen an Krebs erkrankt als in allen anderen Stadtteilen Bremens. Zu diesem Ergebnis kommt die dritte kleinräumige Analyse zu Krebsneuerkrankungen im Land Bremen, die das Bremer Institut für Präventionsforschung und Sozialmedizin (BIPS) jetzt vorgelegt hat.

Im Auftrag des Gesundheitsressorts wertet das Institut jährlich die von Ärzten gemeldeten Krebs-Neuerkrankungen sowie die behördlich registrierten Todesfälle aus. Die erste, vor zwei Jahren publizierte Erhebung, der die Daten des Jahrs 2001 zugrunde lagen, ergab für die Stadtteile im Umfeld der Bremer Wollkämmerei (BWK), die wegen ihrer Emissionen in Verruf stand, eine bei Männern um 29 Prozent signifikant erhöhte Erkrankungsrate. Dieser beunruhigende Sachverhalt hat sich nach Analyse der Neuerkrankungen von 2002 und 2003 als „Artefakt“ entpuppt. Die über drei Jahre gemittelte Krebsrate bei Männern mit Wohnsitz rund um die BWK liegt demnach nur noch knapp sechs Prozent höher als im bremenweiten Durchschnitt und gilt damit statistisch nicht mehr als auffällig.

Die besonders umstrittenen Emissionen der Sondermüllverbrennungsanlage der BWK haben noch keinen Eingang in die Statistik gefunden: Die Mitverbrennung von flüssigem Giftmüll aus externen Quellen hat erst 2004 begonnen. Rückschlüsse auf die mögliche Gefährlichkeit von Emissionen der BWK ließen sich so oder so nicht aus der Statistik ableiten, sagt Andrea Eberle, Mitautorin der Analyse. Dafür seien spezielle Ursachen-Studien notwendig.

Dies gilt auch für den Stadtteil, der den neuesten Zahlen zufolge auch im Drei-Jahres-Mittel als auffällig gilt: Walle. Dort ermittelten die ForscherInnen bei Männern ein Fünftel mehr Krebserkrankungen als im Durchschnitt der Stadt. Eine eindeutige Aussage sei aber wegen der bislang noch zu kleinen Datenbasis von ganzen drei Jahren noch nicht möglich, so Eberle.

Bremenweit ermittelte das BIPS eine Rate von 511 Erkrankungen pro 100.000 EinwohnerInnen und Jahr. Zahlenmäßig sind auch in Bremen bei Männern Prostata, Darm und Lungenkrebs führend, bei Frauen Brust, Lungen und Darmkrebs. Einen Vergleich mit den Krebsraten anderer Städte stellte das BIPS nicht an.

Signifikant weniger Krebserkrankungen (nur 86 Prozent des Durchschnitts) registrierten die WissenschaftlerInnen in den Stadtteilen Horn-Lehe und Borgfeld, allerdings ebenfalls nur bei Männern. sim