ELLA DANZ: ROSENWAHN
: Der Kommissar kocht

Bald darauf spült ein Regenguss eine weitere tote Frau unter einem Rosenbusch frei

Brigitte Kalbe hat in ihrem Leben noch nie etwas Unrechtes getan, bis sie beschließt, auf dem verlassenen und verwilderten Nachbargrundstück einen Rosenbusch zu stehlen. Mit Schubkarre, Spaten und ihrer Hündin Alba macht sich die Rentnerin eines Abends in der Dämmerung auf. Sie bindet die Rosenzweige zusammen und als sie damit beginnt, behutsam die Wurzeln der Rosa alba freizulegen, buddelt Golden Retriever Alba plötzlich los wie verrückt und findet unter dem Rosenbusch menschliche Knochen. Ein großer Schreck für Brigitte und der Beginn eines neuen Falls für den Eutiner Hauptkommissar Georg Angermüller.

„Rosenwahn“ ist der fünfte Angermüller-Krimi von Ella Danz, die wie ihr Kommissar im Oberfränkischen aufwuchs. Sie lebt und arbeitet heute in Berlin und ist nicht nur Krimiautorin, Mitglied bei den „Mörderischen Schwestern“ und im „Syndikat“, der Vereinigung deutschsprachiger Krimiautorinnen und autoren, sondern auch eine leidenschaftliche Köchin. Wie ihr Kommissar, der nicht nur Morde aufklärt, sondern auch noch extrem lecker kocht.

Schnell ist klar, dass Brigittes Hund unter dem Rosenbusch die sterblichen Überreste einer jungen Türkin ausgebuddelt hat. Aber dann geraten die Ermittlungen ins Stocken.

Kommissar Angermüller hütet derweil das Haus eines Freundes und lernt dessen Nachbarin Derya kennen, die einen Cateringservice betreibt. Über die Freude am Kochen freunden die beiden sich an und Angermüller erfährt, dass Derya seit einer Weile ihre Aushilfe Gül vermisst. Die junge Frau ist eines Tages nicht mehr zur Arbeit gekommen und seitdem verschwunden. Und bald darauf spült ein heftiger Regenguss auf einem abschüssigen Grundstück am Neustädter Binnenwasser eine weitere tote Frau unter einem Rosenbusch frei.

Spätestens als diese zweite Leiche einer türkischen jungen Frau auftaucht, macht sich beim Lesen leises Unbehagen breit. Alle Zutaten für eine weitere unsägliche und klischeebeladene Geschichte über türkische Einwandererfamilien, unterdrückte Frauen und patriarchische Familienväter sind aufgetischt und eigentlich kann es beinahe zwangsläufig nur auf Ehrenmord & Co. hinauslaufen.

Aber die Sorge ist glücklicherweise gänzlich unbegründet, denn Ella Danz meidet alle Klischeefallen routiniert und ist eine einfühlsame Erzählerin. Überraschung am Ende inbegriffen. Wie in den vier vorherigen Angermüller-Krimis wählt Danz auch in „Rosenwahn“ den kulinarischen Weg, um ihre Geschichte zu erzählen. Sie beschäftigt sich mit der türkischen Küche und räumt dabei nicht bloß mit dem Vorurteil auf, dass sich diese auf Döner beschränkt.

Sie nutzt die Unterschiede zwischen der deutschen und der türkischen Küche, um über kulturelle Unterschiede zu schreiben, ohne in alberne Plattitüden abzurutschen. Eine wirklich gelungene Idee und eine wirklich gut konstruierte Kriminalgeschichte. Das Beste an der Kocherei des Kommissars und seiner Nachbarin: Im Anhang finden sich 18 ihrer Rezepte zum Nachkochen.ILKA KREUTZTRÄGER

Ella Danz: Rosenwahn. Gmeiner Verlag, 321 S., 11,90 Euro