Diese Woche wird wichtig für …
: Hella von Sinnen

… weil die Komödiantin mit ihrer am Freitag startenden „Hella von Sinnen Show“ auf Sat.1 beweisen muss, dass sie ein Format auch allein tragen kann

Als fleischgewordene und overallverkleidete Dampfplaudermaschine irrlichtert Hella von Sinnen seit geschlagenen 18 Jahren durchs deutsche Fernsehen. Die Höhepunkte dieser langen Karriere liegen eigentlich sämtlich am Anfang derselben: nämlich 1988 an der Seite von Hugo Egon Balder im RTL-Kindergeburtstag „Alles nichts oder?“. Mehr noch als durch ihre schrillen Outfits und die „Tschacka! Tschacka!“-Rufe irritierte sie damals die Öffentlichkeit durch die Selbstverständlichkeit, mit der sie ihre Homosexualität lebte – so sehr, dass RTL Anfang der 90er die an ihre „Gattin Sabine“ gerichtete Passage aus ihrer Bambi-Dankesrede rausschnitt.

Nach dem Ende von „Alles nichts oder?“ 1992 blieb sie – neben einem Abstecher auf die Kabarettbühne – weiter im Fernsehen präsent, konnte allerdings nicht an den alten Erfolg anknüpfen: Formate wie „Wenn die Putzfrau zweimal klingelt“ oder „Weiber von Sinnen“ sind mittlerweile weitestgehend vergessen.

Dass Comedy-Pionierin Hella von Sinnen erst jetzt eine Personality-Show bekommt – und davon zunächst auch nur zwei „Testfolgen“ produziert wurden, verwundert nur auf den ersten Blick: Denn Hella Kemper, wie ihr richtiger Name lautet, ist ein Glücksfall für jede Panelshow – hier ein bissiger Kommentar, da ein Maschinengewehr-Stakkato-Lachen und zwischendurch ein Geistesblitz der Theaterwissenschaftlerin. Im 2003 gestarteten Sat.1-Erfolg „Genial daneben“ – ihr Einstand beim neuen Haussender, wieder an der Seite von Hugo Egon Balder – ist sie so sehr bei sich selbst wie in keiner Sekunde ihrer Personality-Show. Die neue Sendung trägt zwar ihren Namen, doch sie trägt sie nicht. Hella von Sinnen ist der geborene Sidekick, der erst durch Reibung seine Betriebstemperatur erreicht. Und so wirkt sie in ihrer eigenen Show wie eine Fremde, die kurzfristig eingesprungen ist, weil jemand krank geworden ist.

Hella von Sinnen ist Profi genug, um Nummer für Nummer trotzdem ermüdend-souverän runterzuulken – schön ist das freilich nicht. Ob es also zu mehr als zwei Sendungen kommt, ist fraglich. Aber von Rückschlägen hat sich von Sinnen ja noch nie beirren lassen. DAVID DENK