Dutzende Tote im Irak

USA verstärken ihre Truppen in Bagdad. Die Regierung soll umgebildet werden. Wieder zahlreiche Anschläge

BAGDAD ap ■ Angesichts der eskalierenden Gewalt in Bagdad haben die US-Streitkräfte die Verlegung von 3.700 zusätzlichen Soldaten in die irakische Hauptstadt angekündigt. Dabei handelt es sich um eine Brigade aus dem Norden des Iraks, die nach ihrem einjährigen Einsatz eigentlich für die Heimreise vorgesehen war, wie Oberkommandeur General George Casey am Samstag mitteilte. Aus Regierungskreisen verlautete, um die Lage in den Griff zu bekommen, werde das Kabinett in Kürze umgebildet.

Dies könnte schon in den nächsten Tagen geschehen, erklärte Hassan al-Suneid, ein Abgeordneter der Dawa-Partei von Ministerpräsident Nuri al-Maliki. Beobachtern zufolge könnte unter anderem Innenminister Jawad al-Bolani sein Amt verlieren. Er wird wegen der anhaltenden Gewalt kritisiert. Al-Bolani räumte ein, dass die Regierung von Korruption belastet sei, weil die Interessen unterschiedlicher Bevölkerungsgruppen untereinander ausgefochten würden. „Wir erlauben keine Gewalt und kein Sektierertum innerhalb der Ministerien“, betonte er.

Neuen Anschlägen fiel am Wochenende abermals mehr als ein Dutzend Menschen zum Opfer. Bei der Detonation einer Autobombe in der nördlichen Stadt Kirkuk kamen am Samstag vier Personen ums Leben, weitere 13 wurden nach Polizeiangaben verletzt. Am Sonntag explodierte ein mit Sprengstoff beladenes Fahrzeug nahe dem US-Konsulat. Zwei Iraker wurden getötet, sieben weitere verletzt. In Kirkuk, wo die Spannungen zwischen Kurden, Arabern und Turkmenen ständig wachsen, sind in diesem Monat bereits sieben Autobomben explodiert.

Bewaffnete griffen in der Nacht zum Samstag zwei sunnitische Moscheen in Bagdad an. Dabei wurde ein Wachmann verletzt. Später wurden bei einer Explosion mehrere Tagelöhner verletzt. Außerdem wurden vier Leichen aufgefunden. In Samarra nördlich von Bagdad wurde ein sunnitischer Geistlicher erschossen, dessen Stamm als erklärter Gegner von al-Qaida im Irak gilt. In Kerbela südlich der Hauptstadt fiel ein Kommandeur des irakischen Grenzschutzes einem Anschlag zum Opfer.