Cote D‘Azur im Ruhrgebiet

Das Odyssee-Festival startet morgen in Hagen. Die drei Bands aus dem Mittelmeerraum, die auch in Bochum und Mülheim zum Konzert antreten, sollen ein Spiegel der Migrantenkulturen in NRW sein

VON MATTHIAS HENDORF

Das Mittelmeer kommt ins Ruhrgebiet. Doch wer jetzt etwa an Luftmatratze, laues Lüftchen und Lagerfeuer denkt, liegt falsch. Morgen ist in Hagen der Auftakt zur achten Auflage des Musikfestivals Odyssee. Der Untertitel lautet „Kulturen der Welt“ und das Motto ist in diesem Jahr „Rund ums Mittelmeer.“ Bis zum 19. August spielen drei Bands internationaler Couleur aus dem Mittelmeerraum jeweils mittwochs, freitags und samstags kostenlos in Hagen, Mülheim und Bochum.

Loulou Djine, ein Quintett aus Frankreich und Jugoslawien, macht in der Konzertmuschel Hagen den Anfang. Jeweils eine Gruppe spielt pro Abend. Seit der Gründung 1999 etablierte sich die Open-Air-Veranstaltung im Kalender der Kulturereignisse in Nordrhein-Westfalen. So erfreuten sich letztes Jahr insgesamt 7.000 Besucher am internationalen Charakter des Festivals, das die verschiedenen Migrantenkulturen in NRW widerspiegelt. Nachdem in den beiden vergangenen Jahren die Themenauswahl spezifischer war und sich mit der Türkei beziehungsweise Osteuropa auseinander setzte, lässt „Rund ums Mittelmeer“ einen größeren Handlungsspielraum und zielt auf ein breiteres Publikum. „Manche haben gesagt: Warum kommen wir mit unserer Musik nicht vor?“ erklärt Tina Jerman, Geschäftsführerin der EXILE Kulturkoordination Essen und Mitbegründerin der Odyssee-Reihe. Also wurde das Programm weiter gefächert. „Wir hatten Lust, wieder etwas Farbigeres zu machen“, bestätigt Rolf Stein, einer der Organisatoren vom Bahnhof Langendreer, der die Konzerte in Bochum veranstaltet.

Und so kommen die musizierenden Kulturvermittler namens Loulou Djine, Orient Expressions und Les Boukakes aus dem gesamten Mittelmeergebiet. Türken, Jugoslawen, Algerier, Tunesier und Franzosen mischen heimatliche Klänge mit aktuellen Trends. „Das Festival versucht, moderne Musik gemischt mit Crossover-Produktionen vorzustellen“, beschreibt Tina Jerman die Stilrichtung. Ziel sei es, Musik aus den jeweiligen Ländern zu präsentieren, die „nicht stehen bleibt“.

Der wesentliche Aspekt des Festivals ist jedoch die interkulturelle Verständigung. Obschon die Musikauswahl mit Blick auf die in NRW lebenden Migranten erfolgt, ist das Publikum bunt gemischt. „Die Menschen kommen bei Musik eher zusammen“, berichtet Bibiane Stein-Majewski, Sprecherin des Kulturamtes Hagen. Das sieht Tina Jerman ähnlich. „Es soll ein Miteinander sein.“ In Bochum gelang die Mischung zwischen Einheimischen und Einwanderern bisher immer, so Rolf Stein. „Ein Drittel bis die Hälfte des Publikums kommt aus den Herkunftsländern der Bands, der Rest aus Deutschland.“ Daraus resultiert eine Atmosphäre des ungezwungenen Nebeneinanders. „Es herrscht eine sehr positive Stimmung“, umreißt Stein-Majewski den Charakter des Festivals.

Und das soll am besten auch so bleiben. Dann kann das musikalische Miteinander in die neunte Runde gehen. „Wir hoffen, dass wir mit unserer bunten Programmfarbe auch in Zukunft einen Platz im Veranstaltungskalender haben“, wünscht sich Tina Jerman. „Denn das Festival leistet mit Sicherheit einen Beitrag, der einen hohen Stellenwert hat“, formuliert Stein die Relevanz des Odyssee-Konzeptes. Damit sich in Zukunft die Assoziationen zum Begriff Mittelmeer nicht nur auf den eigenen Urlaub beschränken.

Alle Termine unter www.bahnhof-langendreer.de