Getrost verpassen!
: Rumpel-Kumpel

„Durch die Nacht mit … Campino und Brandauer“, 1.15 Uhr, Arte

Was für eine originelle Idee: Herr Campino von den Toten Hosen zeigt Herrn Brandauer vom Theater seine Schule. Erzählt vom Sitzenbleiben und Albträumen noch Jahre nach dem Abi. Rebell war er natürlich schon als Teenie, wollte die Schule schwarz anmalen und eingittern, „aber später relativiert sich so vieles.“ Papa Brandauer ist froh, sich noch heute wie in der Schule zu fühlen – weil einem immer einer was vorschreibt.

In einer weiteren Folge der Arte-Reihe „Durch die Nacht mit …“, gespickt mit Filmschnipseln (Campino in den Siebzigern mit ZK und bei diversen Hosen-Gigs, Brandauer natürlich als Mephisto & Co.), rumpeln sie im Londoner Taxi durch Düsseldorf. Bei Kopfsteinpflaster ist der Ton fast unverständlich. Macht nichts: Vor allem Campino nervt mit jedem Kilometer Düsseldorf mehr. Brandauer spielt den nachdenklichen Eingebildeten, der schon als Kind fest glaubte, berühmter Schauspieler zu werden. Blöd ist auch, dass beide so tun, als führten sie ein Privatgespräch. Aber wer ist heute noch so naiv, das pseudospontane, scheinbar ohne Team gedrehte Gerede für echte Konversation zu halten?

Gleich zu Beginn der Fahrt, zur Hälfte bei Tageslicht (wann beginnt in D’dorf eigentlich die „Nacht“?), wird verraten, wofür hier ganz nebenbei Werbung gemacht wird. Als wäre Arte das peinlich, läuft die Sendung noch später als sonst. Brandauer ist Regisseur einer Berliner „Dreigroschenoper“-Inszenierung, Campino sein Mackie Messer.

Als es endlich dunkel ist und die beiden von Sekt auf Bier umsteigen, lobt Brandauer seinen braven Schüler für die Fortschritte als Mime. Der hatte vorher erzählt, dass er erwachsen ist, weil er gelernt hat zu akzeptieren, dass Leute Kaviarbrötchen für 300 Mark essen. Andreas Becker