DIE WERBEPAUSE
: Akzeptanz durch Vermarktung

Als Models fallen Katie Hill und Arin Andrews nicht auf: Beide sind schlank und langgliedrig, ihre Körperformen androgyn und betont kantig. Ihr Geschlecht spielt in der ätherischen Fantasiewelt, die das Fashionbusiness ist, längst keine Rolle mehr. Schon seit geraumer Zeit präsentieren Male-Models wie der in Serbien geborene Australier Andrej Pejic Frauenkollektionen und umgekehrt. Die neue Kampagne der Luxuskaufhauskette Barneys New York „Brothers, Sisters, Sons & Daughters“ ist trotzdem anders: Der Modefotograf Bruce Weber hat Katie und Arin und 15 weitere Transgender für die Frühjahrskampagne des Hauses in edel anmutenden Schwarz-Weiß-Bildern fotografiert – bisweilen im Kreise ihrer Familie. Im zugehörigen Katalog berichten die Models von ihrer Identitätsfindung. Katie erzählt, dass sie vor 19 Jahren als Luke geboren wurde, Arin zwei Jahre später als Emerald – im US-amerikanischen Bible-Belt. Die Webseite porträtiert die Transmodels zusätzlich mit einem herzerwärmenden Film.

Nun könnte man es mit Valentijn de Hingh halten, einem niederländischen Transmodel, das ebenfalls in der Barneys-Kampagne zu sehen ist: „In dieser kapitalistischen Konsumgesellschaft werden Dinge erst dann akzeptiert, wenn sie vermarktbar sind.“ Viel schöner aber wäre es, die Reklame als das zu begreifen, was sie eben auch ist: ein Schritt hin zu einer Welt, in der Labels immer unwichtiger sind. MAHA