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: Vom Müll und dem Reisen

Es ist ja nicht so, dass das Chaos erst nach dem Urlaub begänne. Jene Vermüllung der Wohnung, die einem noch Wochen nach der Rückkehr kaum Platz zum Leben lässt. Nein, die Unbill beginnt lange zuvor: Dann nämlich, wenn man sich anschickt, das Reise-Utensiliar zusammenzusuchen.Wenn tagelang halb gefüllte Koffer die Hauptverkehrsadern der Wohnung blockieren.

Wird etwa vor der Abreise jeder Schrank auf eventuell Mitzunehmendes inspiziert, treten da alte englische Schillinge zutage, Pfennigstücke aus der verblichenen DDR, polnische Złoty aus Solidarność-Zeiten … Frohgemut deponiert man derlei auf dem Sofa, noch fröhlicher bricht man dann auf; keine Sekunde denkt der Reisende an das, was ihn nach der Rückkehr daheim erwartet. Dabei ist es offenbar: exakt das zuvor Zurückgelassene.

Vielleicht, weil alles zum größten Chaos strebt, mehrt man es sogleich: Tüten, Schuhe, Kordeln, Pullover, Karten, Kissen, Schoko-Reste, alles auf der Reise erworben, schüttet man dazu, auf dass sich ein heimeliger Urlaubs-Souvenir-Haufen auf dem Sofa türme. Welches Glück verspricht der Tag, an dem all dies geordnet sein wird.

Doch die allmorgendliche Hoffnung, in einer von Geisterhand geordneten Wohnung zu erwachen, erfüllt sich nicht. So hilft nur noch eins: die in plötzlicher Wut herbeigeschaffte Riesentüte voll zu stopfen mit allem. Und sie unverzüglich zum Mülleimer zu schaffen. Ohne nochmalige Durchsicht, wohlgemerkt. PETRA SCHELLEN