Genossen-Strom mit Rückvergütung

Als Anfang des 20. Jahrhunderts große Stromkonzerne den Aufwand scheuten, auch kleine Dörfer zu versorgen, halfen Bürger sich mancherorts selbst. Bis heute profitieren sie vom Gewinn ihrer Elektrizitäts-Genossenschaften

Gewinne mit Strom? Der nördliche Ausläufer des Teutoburger Waldes, unweit von Osnabrück, war kein sonderlich begehrtes Vertriebsgebiet für Stromverkäufer. Zumindest nicht Anfang des 20. Jahrhunderts. Zu viele Kilometer zu verkabeln, zu wenig potenzielle Kunden: Kein Stromversorger wollte hier ein Netz aufbauen. Bad Laer, Glandorf, Hagen a. T. W., Hasbergen und Hilter a. T. W. drohten ins energiewirtschaftliche Abseits zu driften. BürgerInnen und Gewerbetreibende reagierten: Sie gründeten Genossenschaften, die Bau und Unterhalt der Netze sowie den Stromvertrieb in eigener Regie organisierten – bis heute.

Die Teutoburger Energie Netzwerk eG (TEN), die aus dem Zusammenschluss von vier kleinen Genossenschaften entstanden ist, zählt heute 3.000 Mitglieder. Jährlich liefert sie gut 170 Millionen Kilowattstunden Strom an 40.000 EinwohnerInnen und Betriebe sowie mehr als 140 Großabnehmer. Auch Gas und Wasser gehört in Teilen ihres Versorgungsgebietes inzwischen zum Repertoire. Nur einen kleinen Teil des Stroms erzeugt die TEN selbst, in Gaskraftwerken und Windkraftanlagen. Der Rest kommt vom Großversorger RWE, der in den umliegenden Gemeinden auch Netzbetreiber ist. Mit 16,96 Cent pro Kilowattstunde und einer jährlichen Zählergebühr von 52,20 Euro ist die TEN dennoch günstiger als ihr eigener Lieferant (17,18 Cent/90,48 Euro).

Noch günstiger (16,4 Cent/42,84 Euro) ist die noch kleinere Elektrizitätsgenossenschaft Hasbergen eG im Nachbardorf. Ganze vier MitarbeiterInnen organisieren hier Netz-Unterhalt und Stromvertrieb an 5.000 KundInnen im Dorf, jede vierte davon ist Genossenschaftsmitglied und damit MiteigentümerIn des eigenen Versorgungsunternehmens. Erwirtschaftet die Genossenschaft Überschüsse, fließen die als so genannte Rückvergütung an ihre Mitglieder zurück: eine Strompreisermäßigung im Nachhinein, sozusagen. Im vergangenen Jahr bekamen die Hasbergener GenossInnen auf diese Weise sechs Prozent ihrer Stromrechnung wieder zurück. Die Hälfte davon wird direkt aufs Konto überwiesen, die andere Hälfte als weitere Anzahlung auf den eigenen Genossenschaftsanteil verbucht.

Vor den aktuellen Preissteigerungen auf dem Strommarkt sind indes auch die Genossenschaften nicht gefeit. Sowohl die TEN als auch die Elektrizitätsgenossenschaft Hasbergen haben bereits angekündigt, ihre Preise zum 1. Januar wieder anheben zu müssen. Armin Simon