Briten unter Feuer

In Afghanistan sterben weitere drei britische Soldaten. Erst seit Montag hat die Nato im Süden das Kommando

BERLIN taz ■ Einen Tag nach Ausweitung der Nato-geführten Afghanistan-Schutztruppe Isaf auf den Süden des Landes sind dort gestern drei britische Soldaten in einem Hinterhalt getötet worden. Mutmaßliche Taliban überfielen die britische Patrouille in der Provinz Helmand. Bei dem Beschuss mit Granaten und Maschinengewehren wurde nach Isaf-Angaben ein vierter britischer Soldat schwer verletzt.

Die Nato hatte erst am Montag im gefährlichen Süden Afghanistans das Kommando von den US-geführten Koalitionstruppen übernommen. Bisher war die Nato nur im Norden und Westen des Landes aktiv. Mit der Ausweitung auf den Süden hat sie jetzt rund 18.000 Soldaten in Afghanistan, darunter 2.700 deutsche Soldaten. Diese sind in den verhältnismäßig ruhigen Städten Kabul im Zentrum sowie Masar-i-Scharif, Kundus und Faisabad im Norden stationiert.

Von den in Afghanistan verbleibenden 18.000 US-Soldaten stehen rund 15.000 unter US-Kommando und sind jetzt hauptsächlich im Osten Afghanistans aktiv. Die restlichen 3.000 wurden der Nato unterstellt. Im Dezember soll die Nato auch im Osten das Kommando übernehmen. Die aus Soldaten aus 37 Staaten bestehende Isaf-Truppe ist im Süden jetzt vor allem mit Soldaten aus Großbritannien, Kanada und den Niederlanden aktiv.

Ursprünglich sollte es dort ein Einsatz zur Friedenssicherung werden. Doch nun ist daraus ein Kampfeinsatz geworden. Die Briten sind bereits seit März in Helmand. Die Provinz an der Grenze zu Pakistan ist das größte Opiumanbaugebiet des Landes. Die Taliban, die in der Zeit ihrer Herrschaft den Drogenanbau drastisch reduzierten, konnten sich inzwischen erfolgreich als Schutzmacht der Opiumbauern etablieren. Mit den gestrigen Todesopfern stiegen die britischen Verluste in den letzten Wochen in der Provinz auf neun.

Große Gebiete Helmands sind der Kontrolle der Regierung in Kabul wie der internationalen Truppen entzogen. Die Nato will jetzt mit einer neuen Strategie die Region in den nächsten drei bis sechs Monaten unter ihre Kontrolle bekommen. Dazu will sie in Sicherheitszonen vorzeigbare Entwicklungserfolge erzielen und so den Rückhalt der Bevölkerung gewinnen. Vor der Kommandoübergabe hatten die Koalitionstruppen Mitte Mai im Süden ihre größte Offensive seit 2002 durchgeführt. Dabei wurden mehrere hundert mutmaßliche Taliban getötet. Immer wieder gab es jedoch auch Vorwürfe, dass auch Zivilisten bombardiert worden seien. SVEN HANSEN

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