Der Beck’s-Brauerei geht das Bier aus

Getränkehändler klagen über leere Bierregale. Denn die Bremer Brauerei kann nicht genug Getränke liefern

BERLIN taz ■ Deutschlands Getränkehändler sind sauer auf Beck’s, denn das Bier geht aus: Seit Monaten stockt der Nachschub von der Brauerei. Bundesweit müssen immer mehr Getränkemärkte passen, wenn die Kunden nach dem Bier aus Bremen verlangen. Die Händler haben sich schon schriftlich beschwert.

Doch „bis heute reagiert Beck’s nur mit unverbindlichen Beschwichtigungen“, sagt Günther Guder. Er ist Vorstand des Verbands der deutschen Getränkegroßhändler GFGH. Die Brauerei Beck sieht die Lieferpannen als Teil einer Erfolgsgeschichte.

„Unsere Getränke sind so beliebt, dass wir mit der Produktion nicht hinterherkommen“, sagt Jörg Schillinger von Beck’s. Die Tochter des weltgrößten Brauereikonzerns InBev kann schon das vierte Jahr in Folge nicht kontinuierlich liefern. Offenbar sind nicht allein die diesjährige Sommerhitze und Fußball-WM Ursache für das knappe Angebot, sie haben den Engpass nur vergrößert: Die Schwierigkeiten setzten schon im Mai ein, als die Deutschen noch Winterkleidung trugen. „Die Brauerei ist anscheinend nicht bereit, genügend Kapazitäten für Saisonspitzen vorzuhalten, und will so die Kosten niedrig halten“, sagt Niklas Other, Herausgeber des Getränke-Fachmagazins Inside. Denn ein Monat Lieferschwierigkeiten könnten die Brauerei billiger kommen, als ausreichend in Leergut und Produktion zu investieren.

Seit zwei Jahren muss Beck’s harte Renditeziele erfüllen, die InBev seinen europäischen Töchter vorgibt. Der Konzern mit 77.000 Mitarbeitern ist damals durch die Fusion der belgischen Interbrew und der brasilianischen Ambev entstanden. Seitdem gilt die in Brasilien erzielte Rendite von 38 Prozent vor Steuern als Wunschvorgabe. „Die Konzerntöchter stehen unter einem Riesendruck“, sagt Niklas Other. Auch Beck’s-Mann Schillinger räumt ein, dass „die Schraube angezogen“ wurde.

Den Sparkurs bekommen auch die Mitarbeiter zu spüren: Seit der Übernahme verloren 200 der 4.200 Beck’s-Mitarbeiter ihren Job, S-Klasse-Limousinen für das Management wurden abgeschafft. Beck’s ist nach Krombacher und Bitburger die Nummer drei unter den größten deutschen Bierherstellern. Kein Bierhersteller wächst aber so schnell wie der in Bremen. Allein im ersten Halbjahr legte die Beck’s-Produktion auf 2,72 Millionen Hektolitern zu – ein Wachstum um 17 Prozent.

Vor allem trendige Ableger des Pilsner Bieres wie Beck’s Gold oder Beck’s Green Lemon stärken die Nachfrage. Immer mehr Käufer wollen Beck’s-Produkte außerdem in Mehrwegflaschen kaufen. Ihr Verkauf legte im Vergleich zum Vorjahr um mehr als 30 Prozent zu. Nun kommt eine Delle: Die Kunden greifen wegen leerer Beck’s-Regale jetzt zu anderen Biermarken. TARIK AHMIA