unverbremt
: Rund um die Heimatdüne

Dass unser Stadtstaat mit allen Mitteln um seine Selbständigkeit kämpft, wissen wir spätestens seit Jens Eckhoff, damals Bausenator, gefaltete Papierschiffchen als Grenzschilder an den Autobahnen aufstellen ließ. Nun zieht das Bildungsressort nach und lässt 20.000 Exemplare eines eigens erstellten „Bremen-Atlas“ an den Schulen verteilen. Während sich die Zöglinge anderer Bundesländer mit dem guten alten „Diercke“ bescheiden, der sie immerhin über internationale Zusammenhänge aufklärt, erfahren die JungbremerInnen jetzt alles über „die geographischen Bedingungen“ rund um ihre Heimatdüne.

Konsequenterweise wird das Offensichtliche dabei weggelassen. Da jeder weiß, dass man zur Breminale Gummistiefel trägt, kommt der Atlas ohne Niederschlags-Statistiken und dergleichen unerfreuliche klimatische Informationen aus. Dafür kann man in aller Ruhe das Linienetz der BSAG studieren oder sich an der Perlenkette bunter Punkte erfreuen, mit denen die 59 Kultur- und Freizeiteinrichtungen der Stadt dargestellt werden – Botanika und Bügerpark fieserweise in Schwarz. Eingetragen sind ferner die 22 „größten Arbeitgeber“ (hat sich Nr. 23 dem Sponsoring verweigert?) und der Standort der ersten Bremer Ampel (Am Brill). Kurzum: Mit 79 Seiten für 9,90 Euro kann sich auch der erwachsene Bremer für alle Diskussionen mit neidischen niedersächsischen Nachbarn wappnen. Henning Bleyl