Safari auf der Elbinsel

Zum vierten Mal macht sich die temporäre Kunstinstallation und Entdeckungstour „Hafensafari“ einen Monat lang auf die Reise durch unbekannte Orte im Hamburger Hafen. Dieses Jahr geht es auf die Elbinsel Neuhof

Vernissage Fr, 4.8., 19 Uhr; Ausstellung von 5.8. bis zum 27.8.; Führungen Mo-Fr 17.30 Uhr, Sa 14.15 Uhr, So 14.45 Uhr ab S-Bahnhof Wilhelmsburg, Busterminal B, Linie 152. Programm und Infos unter www.hafensafari.de

Die Elbinsel Neuhof ist ein Ort im Umbruch. Einst ein idyllisches Fischernest mit Badestränden, wurde sie zu Beginn des 20. Jahrhunderts Opfer der Ausbreitung des Hafens. Werften und Ölmühlen entstanden und ein ganzer Arbeiterstadtteil wurde aus dem Boden gestampft. Heute sind die Werften längst geschlossen, die Wohnhäuser abgerissen und Neuhof rückt als Erweiterungsfläche für die „Wachsende Stadt“ in den Fokus von Stadtplanern. In den bisher vernachlässigten Stadtteilen zwischen der Norder- und der Süderelbe sehen sie „Hamburgs neue Mitte“; die zentrale Entwicklungsachse, der „Sprung über die Elbe“, verläuft quer durch Wilhelmsburg. 2013 sollen hier die Internationale Gartenschau IGS und die Internationale Bauausstellung IBA stattfinden. Der Besitzer der Ölmühle, die US-Firma ADM, meldet Raumbedarf für eine neue Raffinerie an, der Ausbau des Containerterminals Toller Ort steht bevor. Und schließlich soll auch die geplante Hafenquerspange über Wilhelmsburg und Neuhof führen.

Vom Wochenende bis zum 27. August setzen sich nun 15 Künstler aus Norddeutschland und Hamburg im Rahmen der 4. „Hafensafari“ mit dem Gebiet zwischen Köhlbrandbrücke, umfunktionierten U-Boot-Fangzäunen, „Hertas Stübchen“ und der Hamburger Ölmühle auseinander. Temporäre Installationen widmen sich vor Ort der kontrastreichen Atmosphäre Neuhofs, seiner Geschichte, der aktuellen städtebaulichen Diskussion und einer möglichen Zukunft. Dabei sollen die Besonderheiten des Ortes herausgearbeitet werden sowie die jeweiligen Potenziale und die Visionen, die sich mit ihnen verbinden, aufgezeigt werden. Weil insbesondere im Hafen der konkrete und erfahrbare Ort oft eine Leerstelle im öffentlichen Bewusstsein ist, will die Hafensafari diesen in den Mittelpunkt des Interesses stellen. Sie kehrt an den erfahrbaren Ort zurück und möchte dort eine Plattform für Künstler wie für Besucher sein, für Bürger genauso wie für Planer.

So werden die temporären Installationen auch jeweils für eine ganz spezifische räumliche Situation auf der Elbinsel entworfen. Der Bezug der Kunstwerke zum Raum soll so den Blick für die Umgebung der Installationen schärfen wie auch für das Zusammenspiel der verschiedenen Räume. Für insgesamt zwei Wochen wird der Ort durch Gedankenspiele, Ideen und Interpretationen deutlich sichtbar verändert. Im Anschluss daran verschwinden die Eingriffe wieder. Der Ort jedoch bleibt und hinterlässt im besten Fall eine veränderte Wahrnehmung aller Beteiligter. Sara-Lousie Bergkvists Projekt „21107“ etwa stellt mit einem weiten Feld roter Briefkästen den Bezug zur ehemaligen Wohnsiedlung Neuhof her. In den Briefkästen finden sich Briefe von Alt-Neuhofern, in denen diese von der Vergangenheit erzählen: von der Arbeit auf den Werften, vom sozialen Leben auf der Elbinsel und vom Abriss 1979.

Nicht nur als temporäres Ausstellungsprojekt versteht sich die Hafensafari, sondern ebenso als geführte Entdeckungstour durch unbekanntes Gelände. Als Wegmarken dienen dabei die Installationen, die Führungen verbinden die künstlerischen Arbeiten, die Entwicklung des Ortes und kleine Impressionen entlang des Weges zu einem Gesamterlebnis. Los geht es mit dem Bus vom S-Bahnhof Wilhelmsburg zum Westufer der Elbinsel. Von dort geht es zu Fuß weiter durch das Gelände.

Erstmals bietet ein „Guidebook“ auch die Möglichkeit, das Gebiet auf eigene Faust zu erkunden. Erhältlich ist es vor Ort in „Hertas Stübchen“, im „Kubasta“ in der Münzstraße oder im Internet unter www.hafensafari.de. Dort finden sich auch Informationen zu Sonderveranstaltungen und zum Kinderprogramm. Zur Vernissage am Freitagabend um 19 Uhr am „Blauen Container“ am Köhlbranddeich legt Frau Schulz „Schmalz ins Ohr fürs Fernweh“ auf. ROBERT MATTHIES