STARALBUM: FEO ALADAG
: Die Entspannte

Sie winkt ins Publikum, lächelt, applaudiert den anderen auf dem Podium zu. Feo Aladag präsentiert auf der Berlinale im Wettbewerb ihr Afghanistandrama „Zwischen Welten“. Und wie es so ist, wenn eine Frau in Kundus und Masar-i-Scharif dreht, lässt sich offenbar die Frage nicht vermeiden: Wie war es für Sie, in Afghanistan zu drehen? Aladag legt den Kopf auf ihre geballte Faust und sagt: „Man ist ein Wesen der dritten Art – aus dem Westen, nicht-muslimisch und eine Frau. Aber eigentlich habe ich es mir schwieriger vorgestellt.“ Aladag fokussiert ihr Gegenüber, nickt freundlich und kommentiert die Fragen der Journalistinnen und Journalisten. „Ich bedanke mich für diese Frage“, sagt sie dann. Oder: „Das ist eine sehr gute Frage.“ Sie sucht das Gespräch, gibt Fragen zurück, kümmert sich um die anderen Podiumsgäste.

„Zwischen Welten“ ist Feo Aladags zweiter Spielfilm als Produzentin, Drehbuchautorin und Regisseurin. Ihr preisgekröntes Debüt „Die Fremde“ drehte sie 2010 mit Sibel Kekilli in der Hauptrolle. Als die 42-Jährige ihren „In-Ear-Button“ zur Seite legt, beschweren sich die ersten Journalistinnen und Journalisten bitterlich. Sie möge bitte auf Deutsch antworten. Nur dieses eine Mal, antwortet sie leicht genervt: „Ist ja gut, ich antworte auf Deutsch.“ Sonst ist Aladag die ganze Zeit freundlich, höflich, hört zu und nimmt jede Frage ernst. Wenn sie etwas nicht versteht, fragt sie nach, entschuldigt sich.

Grundsätzlich gehe es in ihrem Werk eben nicht um eine Generalkritik, sondern um die Einzelperspektiven. „Filme sind nicht dazu da, dogmatische Antworten zu geben, sondern um Fragen zu stellen“, sagt sie. Aladag beginnt zu gestikulieren – nicht hektisch, sondern um ihren Antworten Nachdruck zu verleihen. Und auch zum Schluss taucht noch mal das Genderthema auf. Aladag erzählt von einer Frau, die ihr in Afghanistan im Haushalt geholfen hat. „Ich wollte sie gerne in meinem Film haben“, sagt sie. Das hatte sie aber abgelehnt, aus Angst, ihr Mann könne sie in dem Film sehen. „Man kann nicht den eigenen Weg anderen aufzwingen. Jeder Mensch hat ein anderes Tempo“, sagt Aladag dann. Als am Ende die Frage gestellt wird, warum denn der andere Hauptdarsteller, Mohsin Ahmady, auf dem Podium fehlen würde, antwortet sie: „Er kommt zur Premiere heute, aber wir wollen versuchen, ihn so gut wie möglich vor dem Zirkus hier zu schützen.“ Dafür bekommt sie Applaus.

ENRICO IPPOLITO