Lakhdar Brahimi ist unzufrieden

SYRIEN Der Vermittler drängt die Konfliktparteien bei den Gesprächen in Genf zur Eile. Der geltende Waffenstillstand in Homs wird verlängert. Laut UNO werden Hunderte von evakuierten Männern verhört

GENF/DAMASKUS dpa/afp | Der Vermittler der UNO und der Arabischen Liga, Lakhdar Brahimi, ist unzufrieden mit dem Tempo der syrischen Friedensverhandlungen. Brahimi sagte am Dienstag in einer Verhandlungspause in Genf: „Ich rufe alle dazu auf, sich zu beeilen – mit Ausnahme derjenigen, die Menschen töten.“ Die Menschen in dem Bürgerkriegsland wollten, „dass dieser Albtraum so schnell wie möglich endet“.

Brahimi sagte, nur um einige hundert Menschen aus der belagerten Altstadt von Homs herauszuholen und den Hungernden dort etwas Nahrung zu bringen, sei sechs Monate verhandelt worden. In diesem langsamen Tempo könne es nicht weitergehen. Die Friedensverhandlungen hatten am 22. Januar begonnen, eine zweite Runde tagt seit vergangenem Montag. Sie soll etwa eine Woche dauern.

Die syrischen Konfliktparteien verlängerten die Waffenruhe in Homs unterdessen bis Mittwochabend, damit weitere Zivilisten evakuiert werden können. Der syrische Rote Halbmond setzte daraufhin am Dienstag die Hilfsaktion fort, nachdem er am Vortag 473 Zivilisten in Sicherheit gebracht hatte.

Laut der UNO wurden in der viertägigen Operation bisher 1.132 Menschen aus Homs gebracht. Zudem verteilte das Welternährungsprogramm (WFP) 310 Familienrationen, die seinen Angaben nach ausreichen, um 1.550 Menschen einen Monat lang zu ernähren. Außerdem wurden 1,5 metrische Tonnen Weizen in die seit anderthalb Jahren belagerten Viertel von Homs gebracht, wo die zuletzt rund 3.000 Menschen von wenig mehr als Gras und Oliven lebten und zum Teil nichts zu trinken hatten.

Eine Sprecherin des UN-Flüchtlingshilfswerks UNHCR sagte, Hunderte Homser Männer seien von der Regierung nach ihrer Rettung aus Homs befragt worden. Insgesamt seien 336 Männer unter 15 oder über 55 Jahren in einer Schule nahe der Stadt befragt worden. 42 seien freigelassen worden, der Rest sei noch immer in der Hand der Regierung. Laut der Sprecherin sind UNHCR-Mitarbeiter in der Schule präsent, aber bei den Befragungen nicht anwesend.