DIE GESELLSCHAFTSKRITIK
: Alles bleibt in der Familie

■ Was sagt uns das? Bertelsmann-Experte Thomas Schuler weist nach, dass im größten Medienkonzern Europas nur noch eine das Sagen hat: Liz Mohn

Bis 2002 galt bei Bertelsmann das Credo, dass Talent doch etwas mehr zählen sollte als Blut. Doch dann trieb es der damalige Vorstandschef Thomas Middelhoff nach dem Geschmack der mächtigen Mohns zu weit. Und das Medien- und Dienstleistungsdickschiff nahm wieder klar Kurs auf den vermeintlich sicheren Hafen der Familie. Offiziell hält die gemeinnützige Bertelsmann-Stiftung zwar die Mehrheit am Konzern.

In seinem neuen Buch „Bertelsmann Republik Deutschland“ zeigt Schuler aber, dass diese mittlerweile von der Familie fast komplett eingemeindet ist (siehe auch Vorabdruck in der taz vom 9. 8. 10). Die wichtige Zwischenorganisation Bertelsmann Verwaltungsgesellschaft (BVG), die bei Stiftung wie Unternehmen das Sagen hat, sei „mittlerweile vor allem eines: eine schöne Fassade für die Familie Mohn“, schreibt Schuler im Spiegel.

Daran wäre wenig auszusetzen. Wenn nicht die Stiftung unter dem Verdacht stünde, gern das Land mitzuregieren. Und wegen ihrer Gemeinnützigkeit die Gesellschaft draufzahlt. Gehört wird so etwas nicht gern, es kratzt ja auch erheblich am Image von Konzern und Stiftung, der es offiziell natürlich weniger um den schnöden Mammon als ums Gemeinwohl (Stiftung) und die gesellschaftliche Verantwortung des Unternehmers (Konzern) geht.

Gerade deshalb werden einem auf einmal wieder Leute wie Rupert Murdoch sympathisch: Der nutzt schamlos jede Steuerlücke- und -oase, bastelt ebenfalls an der Familiendynastie. Und wenn er politisch Einfluss nehmen will, macht er das persönlich oder über seine Blätter und Sender in aller Welt. Das ist zwar auch nicht toll, aber wenigstens ehrlich. STG