DER RECHTE RANDWARUM SICH DER NPD-NACHWUCHS EINE ANZEIGE EINGEHANDELT HAT
: Kondome verschickt

Bürgerschaftsabgeordnete von SPD und Linken haben von der Bundesführung der NPD-Jugendorganisation „Junge Nationaldemokraten“ (JN) Kondome geschickt bekommen. „Für Ausländer und andere Deutsche“ steht darauf. Auch Esther Bejarano, die letzte Überlebende des Mädchenorchesters im KZ Auschwitz, hat diese Post bekommen.

„Sie vermehren sich blitzartig, nerven und kosten unser Geld und haben eigentlich keinen Nutzen – die Politiker der korrupten Altpartei“, steht auf der Verpackung. „Sie lassen zu, dass sich unsere Gesellschaft überfremdet“. Die Abgeordneten haben Strafanzeige gestellt.

Gestartet hatten die JN um den Bundesvorsitzenden Andy Knape und Vize Julian Monaco diese Aktion gegen „Überfremdung“ im vergangenen Jahr. „Endlich kann jeder etwas gegen die demographische Katastrophe machen. Einfach Kondome kaufen und an die auserwählten Personen verteilen“, heißt es auf der JN-Website.

Die Post ging an die Privatadressen mehrerer PolitikerInnen. „Diese direkte Zusendung sollte natürlich einschüchtern“, sagt Kersten Artus von der Hamburger Linksfraktion. Ins Büro komme ja so einiges, aber Post nach Hause dringe in den privaten Lebensbereich ein. Artus weiß, dass viele diesen Brief nach Hause bekommen haben, darunter Barbara Nitruch. Die SPD-Bürgerschaftsabgeordnete wollte „diese Post“ eigentlich „ignorieren“ – entschloss sich dann aber doch, die Strafanzeige mit zu tragen. „Hier muss eine Grenzen gezogen werden“, sagte Nitruch. Esther Bejarano kamen bei diesem Brief gleich Assoziationen an das Euthanasie-Programm der Nationalsozialisten.

Der Kondomhersteller, die R&S consumer goods GmbH hat sich laut Artus mittlerweile entschuldigt. Den Rechnungsbetrag „über die 5.000 Werbekondome“ wolle R&S einer Organisation gegen Rechtsextremismus spenden.

ANDREAS SPEIT arbeitet als freier Journalist und Autor über die rechte Szene nicht nur in Norddeutschland