Vier Neue im Senat

SCHWARZ-GRÜN Designierter Bürgermeister Ahlhaus vervollständigt sein Kabinett. Wirtschaftssenator wird mit dem Unternehmer Ian Karan erstmals ein Migrant

Gottschalck gilt als ruhiger und gewissenhafter Arbeiter, dem keine Akte zu langweilig ist

Der interessanteste Posten ist einer in der zweiten Reihe. Der Rechtsanwalt Detlef Gottschalck (CDU) dürfte künftig eine Schlüsselposition in der schwarz-grünen Regierung einnehmen. Der 46-Jährige soll als Staatsrat Leiter der Senatskanzlei im Rathaus und somit engster und wichtigster Mitarbeiter des designierten Bürgermeisters Christoph Ahlhaus (CDU) werden.

Bevorzugt wird für einen solchen Posten ein kühler Stratege und klarer Analytiker, der den Regierungschef perfekt vorbereitet, die Ressorts auf Linie hält und immer im Blick hat, was politisch und finanziell machbar ist. Der jetzige Staatsrat Volkmar Schön scheidet zusammen mit Bürgermeister Ole von Beust zum 25. August aus dem Amt.

Gottschalck war bereits vier Jahre lang bis 2008 als Staatsrat in der Finanzbehörde zuständig gewesen für die Bezirke und die damals geplante Verwaltungsreform. Im August 2004 hatte er zudem den Posten des Staatsrates in der Kulturbehörde übernommen. Wegen Streitigkeiten mit der nun ebenfalls ausscheidenden Kultursenatorin Karin von Welck (parteilos) wurde Gottschalck aber bei der Bildung des schwarz-grünen Senats 2008 mit einem warmen Händedruck entlassen.

Gottschalck gilt als ruhiger und gewissenhafter Arbeiter, dem keine Akte zu langweilig ist. Ahlhaus und er kennen und schätzen sich seit langem aus der CDU-Zentrale im Ludwig-Ehrhard-Haus am Leinpfad: Ahlhaus war dort von 2001 bis 2004 Landesgeschäftsführer, Gottschalck ist seit Jahren ehrenamtlich Chefjustiziar der Partei.

Zurzeit leitet Gottschalck das Berliner Büro der Hamburger Anwaltskanzlei Bernzen Sonntag. Das ist nicht ganz ohne Pikanterie: Kanzleichef Christian Bernzen ist Schatzmeister der Hamburger SPD und war Mitglied des SPD-Schattenkabinetts im Wahlkampf 2008, ein Kanzleikollege ist der SPD-Bürgerschaftsabgeordnete Andy Grote.

Wirtschaftssenator soll der parteilose Unternehmer Ian Karan werden. Der 71-Jährige wurde in Sri Lanka geboren, studierte in London und kam 1969 nach Hamburg. Sein Millionenvermögen hat der Self-Made-Unternehmer mit dem Verleih von See-Containern gemacht. Seit einem Jahr ist er Deutscher und wäre der erste Migrant in einer deutsche Landesregierung.

Beste Aussichten für die Ahlhaus-Nachfolge in der Innenbehörde werden dem Chef des Verfassungsschutzes, Heino Vahldieck (CDU), eingeräumt. Der langjährige CDU-Innenpolitiker war 2002 vom damaligen Innensenator Ronald Schill zum Leiter des Verfassungsschutzes ernannt worden. Der 55-Jährige hatte bereits 2004 und 2008 auf diesen Senatsposten gehofft.

Künftiger Kultursenator soll Hans-Heinrich Grosse-Brockhoff (CDU) werden. Er war bis vor kurzem in Nordrhein-Westfalen unter Ministerpräsident Jürgen Rüttgers (CDU) fünf Jahre Kulturstaatssekretär in der Staatskanzlei. SVEN-MICHAEL VEIT